Dokumente zum
Zeitgeschehen 1990-2004
2001
2001-12-22 Der Bundestag beschließt in namentlicher Abstimmung
die Beiteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am "Einsatz
einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan".
Abstimmergebnis: 581 Abgeordnete, davon 538 Ja, 35 Nein, 8 Enth.
Antrag der Bundesregierung -
Abstimmverhalten
Die Wiederbelebung deutscher Großmachtpolitik nach der Wiedervereinigung
[Es ist der vierte Einsatz innerhalb von nur vier Monaten.
Trotz erfolgreicher Afghanistan-Konferenz (vgl. 5.12.2001),
der Abtretung des Taliban-Regimes
und der Einsetzung einer provisorischen Regierung,
bombardieren US-Streitkräfte weiterhin Afghanistan.
Eine Staatengruppe, die von den VN mit einem
"robusten" Mandat (mit Waffen unterstützt) ausgestattet
wird, soll darüber hinaus die neue Verwaltung unterstützen und absichern.
Auseinandersetzung gibt es hinsichtlich des Oberkommandos.
Beide Einsätze sind nicht klar voneinander abgegrenzt.
Die Luftraumhoheit obliegt den USA. Im "Ernstfall", der
bei anhaltender Bombardierung bestehen dürfte,
unterstehen die Truppen dem USA-Kommando (Centcom).
Die "lead nation" innerhalb der "Sicherheitsunterstützungsgruppe"
bildet England, dessen Glaubwürdigkeit als "Friedenstruppe"
aber aufgrund der aktiven Kriegsbeteiligung und als
ehemalige Kolonialmacht Afghanistans fragwürdig ist.
Die enge Verzahnung beider Kommandostrukturen
macht den Einsatz zu einem riskanten Unternehmen.]
2001-12-20 Der Bundesrat verabschiedet
die umstrittenen "Terrorismusbekämpfungsgesetze" (Paket II),
die zusammen mit Paket I als Reaktion auf die Ereignisse
am 11. September 2001 erarbeitet und in einem beispiellosen Schnellverfahren
durch die parlamentarischen Gremien gepeitscht werden.
Der "Otto-Katalog" sieht eine Ausweitung der Befugnisse der
Geheimdienste, des Bundeskriminalamts und des
Bundesgrenzschutzes ab 01.01.2002 vor. Sie können
künftig auch auf Daten der Kreditinstitute, Finanz-, Luftfahrt- und
Telekommunikationsunternehmen zurückgreifen.
Sh. offizielle Presseerklärung. (Link)
Regierungsentwurf (.pdf)
sh. offizielle Pressemitteilung zum Ersten "Anti-Terror"-Gesetz, 30.11.2001; (Link)
Bürgerrechts- und Datenschutzorganisationen sehen den "Rechtsstaat" in Gefahr:
sh. Kritik der Humanistischen Union -
Stellungnahme des CCC e.V. (Link)
Schilys Rechtsstaat - Bericht der Sendung Monitor vom 18.10.2001 (Link)
Pressestimmen
2001-12-15 EU-Staats- und Regierungschefs beschließen die Einsetzung
eines Konvents. Er soll den Beitritt von zwölf Staaten
(Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakische Republik,
Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn und Zypern)
ab 2004 vorbereiten, die Einscheidungsbefugnisse der
EU-Institutionen und Beschlußkompetenz neu überdenken.
Eine effiziente Entscheidungsoptimierung war in
Nizza (vgl. 17.10.2001) nicht erreicht worden.
Dem Konvent gehören 15 Vertreter der Mitgliedsstaaten,
zwei EU-Kommissionen, 16 des Europäischen Parlaments und
30 der nationalen Parlamente an. Die Beitrittkandidaten
werden informiert. Weitere Beschlussfassungen auch zur
Außen- und Sicherheitspolitik, sh. Erklärung von
Laeken, (sh. weitere Doks)
2001-12-13 "Wir haben es satt ..." Bürgerrechtler
protestieren gegen die Verdummung der Gesellschaft durch Staat und
Parteien. sh. Erklärung
2001-12-05 Afghanistan-Konferenz in Bonn (Petersberg)
geht zu Ende. Sh. Abkommen und Reden
2001-11-22 Urteil des Bundesverfassungsgerichtes über die
Organklage der PDS vom Juni 1999. Danach bedürfe das Neue Strategische Konzept der
NATO vom 24.04.1999 nicht der Zustimmung durch das Parlaments, da es sich nicht
um eine Vertragsänderung, sondern um eine Fortentwicklung des NATO-Vertrages handele.
24.04.1999
Neue Strategische Konzept der NATO (Link)
00.10.1999 Organklage der PDS
22.11.2001 Urteil des Bundesverfassungsgerichts (2 BvE 6/99)
2001-11-16 Abgeordnete der Rot-Grünen Regierungskoalition stimmen
in Verbindung mit der von Gerhard Schröder gestellten Vertrauensfrage
für den Einsatz deutscher Streitkräfte auch ausserhalb des
NATO-Gebietes (arabische Halbinsel, Mittel- und Zentralasien und Nord-Ost-Afrika sowie die
angrenzenden Seegebiete) und übertragen der Bundesregierung für ein Jahr
die Entscheidungsbefugnis über die in diesem Zusammenhang nötig werdenden
Beschlüsse.
Antrag (.pdf)
Analyse zum Antrag von Tobias Pflüger (IMI e.V.)
Abstimmverhalten der Abgeordnete
Die Parteifunktionäre der SPD und der Grünen unterstützen auf den Parteitagen
(SPD am 20.11.2001 und BÜNDNIS90/Die Grünen am 26.11.2001) den eingeschlagenen
Regierungskurs. Antrag des Bundesvorstandes auf der Bundesdelegiertenkonferenz der BÜNDNIS90/Die Grünen am 26.11.2001 -
Weitere Quellen sh.
Die Wiederbelebung deutscher Großmachtpolitik nach der Wiedervereinigung
2001-11-11 Positionspapier der Abgeordneten Annelie Buntenbach,
Steffi Lemke, Christian Simmert, Monika Knoche, Irmingard
Schewe-Gerigk, Hans-Christian Ströbele, Sylvia Voß und
Winfried Hermann zum Krieg in Afghanistan
2001-11-07 Antrag der Bundesregierung
auf Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte
2001-11-06 Erklärung von Bundeskanzler Gerhard
Schröder zu den Anforderungen der USA an die Bundesregierung
2001-11-06 Anforderungen der USA an die Bundesregierung
Was bedeutet dieser Kriegsermächtigungsantrag? Eine Analyse von Tobias Pflüger (IMI e.V.)
[Den Bekundungen Gerhard Schröders zur
"uneingeschränkten Solidarität mit den USA" folgen nun die Taten: Mobilmachung!]
Der 11.09.2001 - eine Zusammenfassung der Ereignisse
Die Wiederbelebung deutscher Großmachtpolitik nach der Wiedervereinigung
2001-10-21 Wahlergebnisse zum Berliner Abgeordnetenhaus und zur BVV (Berliner Bezirke). Bei
einer Wahlbeteiligung von 68,1 Prozent: (2001/1999/Differenz in Prozent:)
SPD (29,7/22,4/+7,3); CDU (23,7/40,8/-17,1); PDS (22,6/17,7/+4,9); FDP (9,9/2,2/+7,7);
BÜNDNIS90/Die Grünen (9,1/9,9/-0,8). Die Verhandlungen zur
Ampelkoalition (SPD/FDP/Grüne) werden von den Grünen schon bald wegen unüberbrückbarer
inhaltlicher Gegensätze zur FDP, die in dem Neoliberalismus das einzige
Erfolgsrezept sieht, abgebrochen. Die SPD wendet sich daraufhin der PDS zu,
die im Ostteil der Stadt ca. 48 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt. Am 7.01.2002
liegt der Koalitionsvertrag vor.
Die bürgerliche Öffentlichkeit ist entsetzt. sh. Pressekommentare
Am 17.01.2002 wird schließlich der Senat gewählt. Die CDU-Opposition wiederholt
alte Kalte-Kriegs-Parolen aus Zeiten der Frontstadt, ohne selbstkritisch zu reflektieren,
dass ihre Politik der Staatsverschuldung zu ihrer Abwahl geführt hat. sh. Rede von
Prof. Stölzl
2001-10-17 Vertrag von Nizza wird
vom Bundestag ratifiziert
(Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Ratifizierung
und Vertrag von Nizza) -
Ergebnis der namentlichen Abstimmung: 570 Ja,
32 Nein, 2 Enthaltungen.
(Wegen der notwendigen Grundgesetzänderung
war eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich.)
Die PDS, die ein Nachverhandeln fordert (s. Antrag), stimmt dagegen.
Bis zu diesem Zeitpunkt haben von den 15 EU-Ländern
die Parlamente in Dänemark, Frankreich, Luxemburg ratifiziert.
In Irland hatte die Bevölkerungsmehrheit gegen
den Vertrag gestimmt (Referendum im Juni 2001) [In einem zweiten Referendum stimmen
die Iren am 20.10.2002 dem Vertrag mehrheitlich zu.]
Durch die anstehende Osterweiterung und die Aufnahme weiterer
Staaten in die EU sieht man sich veranlaßt, den Abstimmungsmodus,
die -kompetenzen und die Stimmengewichtung im EU-Rat neu zu regeln. Neben
den bislang geltendem Einstimmigkeitsprinzip sind
im V.v.N. auch Mehrheitsentscheidungen im Ministerrat möglich.
Die Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), die Steuer-,
Umwelt- und Sozialpolitik bleiben jedoch davon
unberührt. Das EU-Parlament hat weiterhin keine
legislative Kompetenz. Im Bereich der GASP wird
es lediglich unterrichtet, im Bereich Justiz/Recht
hat es Anhörungsrecht. Der Entscheidungsmodus
bleibt im Ganzen intransparent, unbeweglich und
spiegelt den geringsten Nenner des Machtstreits zwischen den "EU-Kernstaaten"
und kleinen Staaten wider, wobei nach dem V.v.N. die Stimmengewichtung
zugunsten dieser Kernstaaten auslegbar ist. In den wichtigsten Fragen
bleibt die Entscheidungsbefugnis in wenigen Händen
zentriert. Eine Kontrolle durch parlamentarische
Gremien ist nicht beabsichtigt. Demokratie findet
nicht statt.
2001-10-21 Staaten der Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC)
treten auf ihrem Gipfeltreffen in Schanghai dem Anti-Terrorismusbündnis bei. Erklärung (Link)
[Zur APEC gehören Australia; Brunei; Canada; Chile; China; Hongkong,
China; Indonesia; Japan; Republic of Korea; Malaysia; Mexico; New Zealand;
Papua New Guinea; Peru; Philippines; Russia; Singapore; Chinese Taipei;
Thailand; USA und Viet Nam. - Japan hat den USA erstmals
Kriegsunterstützung außerhalb Japans anbieten können. Am 18.10.2001
hatte die Regierungskoalition im Unterhaus ein Gesetz durchbringen können,
das erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg die Beteiligung Japans
an Militäraktionen außerhalb des Landes erlaubt. Dieses "Anti-Terror-Gesetz", das zunächst
für zwei Jahre gelten soll, wird am 29.10. im Parlament bestätigt.]
2001-10-18 Japanische Unterhaus stimmt einem Gesetz zu, wonach sich Japan erstmals
nach 1945 an militärischen Out-of-Area-Einsätzen beteiligen darf.
2001-10-14 Jürgen Habermas: Glauben und Wissen.
Dankesrede zum Friedenspreis - vergeben vom Börsenverein des Deutschen
Buchhandels.
In seiner Rede geht er auch auf das Problem des Terrorismus in
einer globalisierten Welt ein und auf die Gefahren, die aus der Ungleichzeitigkeit
der (mittelalterlichen) Motive und (modernen) Mittel und dem Säkularisierungsprozess
resultieren.
2001-10-11 Regierungserklärung Gerhard Schröder
nach den Luftangriffen auf Afghanistan. (Rede im Wortlaut)
Schröder hebt die neue Rolle Deutschlands nach dem Wiedererlangen der
"vollen Souveränität" in der Internationalen
Politik hervor und begründet erstmals die "uneingeschränkte Solidarität" mit
den USA auch mit der außenpolitischen Rolle, die Deutschland zukünftig
spielen will/muss:
"Es gibt sicher viele Gründe, warum Deutschland in
der aktuellen Situation seine Präsenz und seine aktive Solidarität
unseren Freunden in den Vereinigten Staaten und in der
internationalen Allianz gegen den Terrorismus zeigen muss:
historische, gegenwärtige, aber auch Gründe, die mit der
Positionierung Deutschlands in der Zukunft zu tun haben. ..
Nach dem Ende des Kalten Krieges, der Wiederherstellung der
staatlichen Einheit Deutschlands und der Wiedererlangung
unserer vollen Souveränität haben wir uns in einer neuen Weise
der internationalen Verantwortung zu stellen ...
Das schließt ... auch die Beteiligung an militärischen Operationen zur
Verteidigung von Freiheit und Menschenrechten, zur Herstellung
von Stabilität und Sicherheit ausdrücklich ein."
Rede Fischer im gleichen Tenor:
"..es geht darum, eine
Weltordnung zu schaffen, die Zonen der Ordnungslosigkeit oder
gar, wie es in weiten Teilen der Fall ist, des völligen politischen
Ordnungsverlustes nicht mehr zulässt." Es geht um die
Befriedung regionaler Konflikte im Nahen Osten, in Zentralasien,
im südlichen Kaukasus, um die Einbindung Rußlands bei der
Konfliktlösung. Weiter wörtlich:
"... Wir erleben gegenwärtig
die Verschiebung der zentralen Achsen der internationalen Politik.
Russland wird sich völlig neu aufstellen. Das liegt in unserem
Interesse." Mahnt eine gemeinsame Außenpolitik Europas an und
warnt vor nationalen Alleingängen und vor einer nationalen
rückwärts gewandten Betrachtungsweise.
Rede Scharping unterstreicht die geostrategische
Bedeutung dieser Region
Entschließungsantrag der PDS, in dem sie sich als einzige Partei im Bundestag
für die "sofortige Einstellung der Militärschläge gegen Afghanistan" ausspricht, wird abgelehnt.
2001-10-07 18:30 Uhr: Der Krieg beginnt - mit Bomben und
Carepaketen.
Ansprache des US-Präsidenten Bush im Fernsehen
[Beweislage, militärische Ziele, politische Zukunftsgestaltung Afganistans
bleiben unklar, die Eskalierungsgefahr wird von Experten als hoch
eingeschätzt; die geostrategische Bedeutung dieser Region ist
vom weltwirtschaftlichen Rang. Dort liegen 70 Prozent der Erdölreserven und 40
Prozent der Erdgasreserven des Globus. (sh. Rede Scharping, 11.10.2001)
Die Bundesrepublik will bei einer machtpolitischen Achsenverschiebung in
der Internationalen Politik dabei sein und den USA und Briten nicht allein
das Feld überlassen. (sh. 11.10.2001)]
2001-09-25 Erstmals hält ein
russischer Präsident im Deutschen Bundestag eine Rede.
Rede von Wladimir Putin
Er kritisiert u.a., dass noch nach zehn Jahren - nach "Beendigung" des Kalten Krieges - immer
noch in veralteten Kategorien gedacht wird:
... "In diesem
Zusammenhang kann ich die Katastrophe, die am 11. September in den
Vereinigten Staaten geschehen ist, nicht unerwähnt lassen. Menschen in der
ganzen Welt fragen sich, wie es dazu kommen konnte und wer daran schuld ist.
Ich möchte diese Fragen beantworten. Ich finde, dass wir alle daran schuld sind,
vor allem wir, die Politiker, denen einfache Bürger in unseren Staaten ihre
Sicherheit anvertraut haben. Die Katastrophe geschah vor allem darum, weil wir
es immer noch nicht geschafft haben, die Veränderungen zu erkennen, die in der
Welt in den letzten zehn Jahren stattgefunden haben.
Wir leben weiterhin im alten Wertesystem. Wir sprechen von einer Partnerschaft.
In Wirklichkeit haben wir aber immer noch nicht gelernt, einander zu vertrauen.
Trotz der vielen süßen Reden leisten wir weiterhin heimlich Widerstand. Mal
verlangen wir Loyalität zur NATO, mal streiten wir uns über die Zweckmäßigkeit
ihrer Ausbreitung. ...
Die bisher ausgebauten Koordinationsorgane geben Russland
keine realen Möglichkeiten, bei der Vorbereitung der Beschlussfassung
mitzuwirken. Heutzutage werden Entscheidungen manchmal überhaupt ohne uns
getroffen. Wir werden dann nachdrücklich gebeten, sie zu bestätigen. Dann spricht
man wieder von der Loyalität gegenüber der NATO. ..."
... Noch vor kurzem schien es so, als würde auf dem Kontinent bald ein richtiges
gemeinsames Haus entstehen, in welchem Europäer nicht in östliche und
westliche, in nördliche und südliche geteilt werden. Solche Trennungslinien
bleiben aber erhalten, und zwar deswegen, weil wir uns bis jetzt noch nicht
endgültig von vielen Stereotypen und ideologischen Klischees des Kalten Krieges
befreit haben. ...
Ohne eine moderne, dauerhafte und standfeste internationale
Sicherheitsarchitektur schaffen wir auf diesem Kontinent nie ein Vertrauensklima
und ohne dieses Vertrauensklima ist kein einheitliches Großeuropa möglich.
Heute sind wir verpflichtet, zu sagen, dass wir uns von unseren Stereotypen und
Ambitionen trennen sollten, um die Sicherheit der Bevölkerung Europas und die
der ganzen Welt zusammen zu gewährleisten."
2001-09-23 Bürgerschaftswahlen in Hamburg;
Wahlergebnisse (Link) bei
einer Wahlbeteiligung von 71 Prozent: (2001/1997/Differenz in Prozent:)
SPD (36,5/36,2/+0,3); CDU (26,2/30,7/-4,5); Grüne/GAL (8,5/13,9/-5,4); FDP
(5,1/3,5/+1,6); PRO (Partei Rechtsstaatlicher Offensive - "Schill-Partei") (19,4/-/+19,4).
[SPD verliert die Regierungsmehrheit, damit hat die Bundesregierung im Bundesrat
keine Mehrheit mehr; hohe Verluste bei Die Grünen/GAL, die von 42121 Wählern
- möglicherweise wegen ihres Anpassungskurses auf Bundesregierungsebene - nicht mehr
gewählt wird; die CDU und DVU verliert an die Schill-Partei, die mit
autoritären, konservativen Parolen polarisiert und auf Anhieb ein Fünftel
der Hamburger Wählerschaft erreicht. Die FDP - seit 1993 nicht mehr im
Parlament vertreten - meldet sich wieder zurück.]
2001-09-20 US-Präsident Bush erklärt den "Felzug gegen den Terrorismus" (Link)
"Jede Nation in jeder Region muss nun eine Entscheidung treffen. Entweder sind sie auf unserer
Seite oder auf der Seite der Terroristen. Von diesem Tag an wird jeder Staat, der weiterhin Terroristen unterstützt oder ihnen
Unterschlupf gewährt, von den USA als feindliches Regime betrachtet."
Der 11.09.2001 - eine Zusammenfassung der Ereignisse
2001-09-19 Regierungserklärung G. Schröder zu den Terroranschlägen und dem ersten
Verteidigungsfall in der NATO nach 1945. Militärischer Beistand der Bundesrepublik
wird nicht ausgeschlossen.
Der 11.09.2001 - eine Zusammenfassung der Ereignisse
2001-09-11 Terroranschläge auf das Word Trade Center (WTC) und
Pentagon - Chronologie
(Link); Bilddokumentation
(Link); - führen zur internationalen "Allianz gegen den Terrorismus" und
lösen den ersten Verteidigungsfall der NATO aus. Der 11.09.2001 - eine Zusammenfassung der Ereignisse
2001-09-07 Anti-Rassismus-Konferenz in Durban (Dokumente) (Link)
USA- und Israel-Delegierte verlassen vorzeitig aus Protest die Konferenz, nachdem
sie eine direkte Verurteilung Israels hinsichtlich ihrer gewalteskalierenden Politik gegenüber der PLO
im Entwurf für das Schlussdokument nicht verhindern konnten.
Durch Einwände der europäischen Delegierten kommt es im Abschlußdokument
zu einem Kompromiß. So werden allgemein rassistische Diskriminierungen,
Slaverei, Sklavenhandel (insbesondere den transatlantischen), Kolonialismus,
Islamfeindlichkeit und Antisemitismus verurteilt. (Auszüge im Wortlaut - dtsch.)
Der Passus über die Anerkennunng des Holocaust wurde aufgrund des Einspruchs
des syrischen Außenministers gestrichen. Er sah hierin das Bestreben der
Europäer, die Verantwortung für den Holocaust auf die gesamte Welt auszudehnen.
Afrika erhofft sich neben einer Entschuldigung, vor allem wirtschaftliche
Hilfe in Form von Schuldenerlassen sowie weiteren Entwicklungshilfeprojekten.
2001-08-29 Bundestag stimmt in einer Sondersitzung dem Bundeswehr- und NATO-Einsatz
in Mazedonien zu - Antrag. (Link)
Von 635 Abgeordnete stimmen 497 mit "Ja", 130 mit "Nein", 8 enthalten
sich. Abstimmungsverhalten -
Argumentation der Bundesregierung: Bürgerkrieg präventiv verhindern;
betont die "neue Rolle Europas in der entstehenden
Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik"
(Rede Fischer);
"ein eigenes nationales Interesse (Deutschlands) an der Stabilität in der Region haben"
(Rede Schröder) ;
CDU/CSU: Zustimmung nur dann, wenn mehr Gelder für Militärausrüstungen
(Rede Merz);
FDP: Zustimmung, aber möglichst unter Schirmherrschaft der OSZE und
"den Aufbau einer südosteuropäischen Sicherheitsarchitektur".
(Rede Westerwelle) ;
Kritiker: PDS: Ausschaltung der UN (Selbstmandatierung), (Rede Gysi)
und über Interessenkonflikte (Rede Gehrcke);
einige Abgeordnete der Grünen (Anlage 25) ;
von den ehemals 27 Kritikern aus der SPD (sh. Papier)
blieben 19 standhaft (Anlage 27).
Generalsekretär Franz Müntefering (SPD) drohte anschließend mit dem Hinweis,
diese "Abweichler bei der Kandidatenaufstellung für die kommende Bundestagswahl"
zu bestrafen. (dpa-Meldung, 04.09.2001)
[Hintergründe: Interview mit Tobias Pflüger (Informationsstelle Militarisierung e.V.)]
[Der Endscheidung ging folgende Entwicklung voraus:
Seit März: Albanische Extremisten, UCK-Anhänger, von Kosovo aus operierend,
(die von der NATO (KFOR) laut UN-Beschluß (1244) vom 10.06.1999 hätten längst entwaffnet sein müssen,)
geben vor, die Interessen der albanischen Minderheit in Mazedonien zu vertreten.
Sie rücken bis Juni auf 20 km vor Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens, heran.
Es kommt zu Kämpfen und Vertreibungen der einheimischen
slawischen Bevölkerung. (sh. Stellungnahme des mazedonischen Premierminster vom 19.03.)
in der er von einer lange Zeit vorher vorbereiteten Operation spricht.
09.04.2001: EU-Außenminister und die mazedonische Regierung unterzeichnen
ein Stabilitäts- und Assoziierungsabkommen. (nicht veröffentlicht)
14.06.2001: Hilfsersuchen des mazedonischen Präsidenten, Trajikovski, und
albanischer Seperatisten an die NATO. (dies wird in der Bundestagsdebatte
zur Rechtfertigung genommen, dass der Einsatz in Mazedonien kein UNO-
Mandat benötige (vgl. Rede Schröder))
29.06.2001: Beschluß des NATO-Rates (Link), Soldaten
nach Mazedonien zu entsenden, vorausgesetzt, es kommt zum Abschluß eines Rahmenabkommens
zwischen den "Konfliktparteien" Mazedonien. (Operationsplan: "Essential Harvest")
13.08.2001: Unterzeichnung eines Rahmenabkommens (Link),
unter Vermittlung von EU- und NATO-Vertreter. Es sieht u.a. die freiwillige Entwaffnung
der UCK vor, und räumt den Albanern weitreichende Verfassungsrechte ein.
(sh. Einschätzung von Michel Chossudovsky)
06.09.2001: 91 von 120 mazedonischen Abgeordneten (damit die erforderliche Zwei-
Drittel-Mehrheit) stimmen nach schwierigen Debatten namentlich dem Friedensabkommen
zu, das in Phasen realisiert werden soll. (Primeminster zur Verfassungsänderung)
15.08.2001: NATO-Rat beschließt die ersten 400 von insgesamt
3500 Soldaten und am 22.08.2001 - nach Ablauf der Einspruchsfrist -
die restlichen der hierfür eingeplanten Soldaten zu entsenden.
23.08.2001: Bundestag beschließt in einer Sondersitzung den
Einsatz der Bundeswehr. Der Antrag wird am 29.08.2001 im Parlament abgesegnet (s.o.).
27.09.2001: Bundestag beschließt die Fortsetzung des Bundeswehreinsatzes
in Mazedonien. SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP stimmten für
den Antrag der Bundesregierung, die PDS dagegen.]
2001-08-10 Gush Shalom (Friedensblock in Israel) stellt ihren
Entwurf (.rtf) zum Friedensabkommen zwischen Israel und PLO vor
2001-07-22 6.
UN-Klimakonferenz in Bonn. (Link) Die im Kyoto-Protokoll
geforderte CO2-Emissionsreduzierung bis 2010 von 5,2 Prozent im Vergleich
zu 1990 scheitert an der Blockadehaltung der USA, Kanada, Australien, Japan.
Stattdessen einigen sich die Teilnehmerstaaten auf ein Reduktionsziel von
1,8 Prozent. Ratifizierung und Inkrafttreten des Protokolls soll bis zum
Gipfel in Johannesburg im September 2002 vollzogen sein. Das Protokoll
tritt dann in Kraft, wenn 55 Staaten, auf die 1990 zusammen 55 Prozent
der Kohlendioxid-Emissionen entfallen, dieses ratifiziert haben.
Strittig ist der rechtliche Charakter der Erfüllungskontrolle, über
den erst nach der Ratifizierung verhandelt werden soll.
Sh. kurzer
Überblick über Problematik (Link) - Die Umweltverbände
sehen die Konferenz zwar nicht als gescheitert an, - werden erstmals
vertragliche Rahmenbedingungen getroffen - die Ergebnisse werden jedoch
als unzureichend bewertet. Sh. Stellungnahme
von Greenpeace (Link); der Alternative Nobelpreisträger,
Hermann
Scheer, (Link) hingegen bezweifelt grundsätzlich die den
Klimakonferenzen zugrunde liegende Prämisse, wonach der Umweltschutz
ausschließlich als wirtschaftliche Last betrachtet werde, ohne den
durch die Umweltzerstörung verursachten Schaden zu bedenken.
Sh. Chronologie der Klimakonferenzen
(Link) - Analyse
und weitere Materialien von Greenpeace
(Link) und der WWF(Link)
2002-03-04 Unterzeichnet durch EU-Umweltminister
2001-07-20 G8-Gipfel findet in Genua unter großem Sicherheits-/Medien-/Aufwand in Genua
statt. Ergebnisse (Link) zusammengefasst.
(Link) Sh. auch Abschlußkommuniqué
- engl. (Link) sowie weitere Quellen des Gipfels (Link) - in dtsch.
(Link) - (sh. weitere Dokumente zu Globalisierung und Weltwirtschaft) (Link)
Weltweit angereiste Gegner protestieren gegen die
Neoliberalisierungspolitik der G7-Staaten. Bei den Demonstrationen
kommt es zu unverhältnismäßig gewaltsamen Übergriffen.
Bilanz: Erstmals ein Toter, 561 Verletzte, 200 Festnahmen.
Sh. Berichterstattung vor Ort: independent media center
(Link) - sowie Schilderung von zwei Teilnehmern: (1) (Link) und (2) (.rtf)
- Bericht von Annelie Buntenbach und Hans-Christian Ströbele (MdB) [Gegen die verantwortlichen
Polizeioffiziere wird später wegen Verfälschung von Beweismitteln ermittelt,
sh. Taz-Artikel vom 21.06.2002; Die Polizei gibt später zu, Molotowcocktails in die Schule geschmuggelt zu haben, um die Kritiker zu belasten.
TAZ-Artikel vom 09.01.2003 ]
Inhaltliche Stellungnahmen der Globalisierungskritiker: sh. Attac-Netzwerk (Link) -
sh. Fakten, Stellungnahmen und Auswertung der World Economy Ecology & Development (WEED) (Link)
Kurzprotokoll einiger Diskussionforen vom Gegengipfel des Genoa Social Forums (GSF) vom 16. - 18. Juli 2001 in Genua (.rtf) -
[In den Medien wird vorwiegend über die gewaltsamen Auseinandersetzungen
berichtet. Fragen, welches Anliegen die Kritiker haben,
und um was es bei diesem Gipfel geht, - nämlich einseitige Öffnung des Marktes
zugunsten der Industriestaaten, Deregulierung (Abbau von öffentlichen Dienstleistungen
zugunsten privater Anbieter), Neuabsteckung des Marktes im Dienstleitsungsbereich
(Medien, Telekommunikation, Bildung, E-Commerce, Gesundheit, Wasserversorgung) etc. -
bleiben in der Medienberichterstattung unterbelichtet.
Eine Änderung der "Globalisierungspolitik" ist nicht
in Sicht, dafür aber eine sich international formierende Protestbewegung.]
2001-07-04 Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI)
veröffentlicht seinen Zweiten Bericht über Rassismus und Intoleranz in Deutschland (300 KB)(Link) -
Der Bericht wird von Michel Friedmann (stellvertr. Vorsitzender des Zentralrats
der Juden) und Otto Schily (Bundesinnenminister) als falsch zurückgewiesen.
Anders dagegen die Opposition.
2001-07-02 Stellungnahme der PDS zum Mauerbau am 13. August 1961
(Link)
[Der Korruptions- und Bankenskandal in Berlin macht die Abwahl des Regierenden
Bürgermeisters, Eberhard Diepgen, (CDU) erforderlich. Die PDS nimmt -
wie in einigen anderen Landesparlamenten - inzwischen auch in Berlin
eine tolerierende Funktion wahr und strebt nach den Wahlen
zusammen mit SPD auch Regierungsfunktion an. Die konservative Rechte, das
Kalte-Kriegs-Denken verinnerlicht, beschwört traditionell das "Gespenst"
vom Kommunismus und verlangt, da am 13. August der 40. Jahrestag des Mauerbaus
ansteht, eine formale Entschuldigung von der PDS.]
2001-06-28 Auslieferung des Ex-Präsidenten Jugoslawiens,
Slobodan Milosevic, an das UN-Tribunal in Den Haag (sh. Hintergründe (Link) und Eröffnung
der Anklage gegen ihn am 03.07.2001. Milosevic erkennt das Tribunal und
die Anklageschrift / (Auszug dtsch.)
nicht an. Wortlaut der Verhandlung (Link)
[Vorgeschichte: Am 01.04.2001 wird der noch Parteivorsitzende der
Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) Slobodan Milosevic in seinem Haus
nach mehreren vergeblichen Festnahmeversuchen
von einer schwer bewaffneten Sondereinheit verhaftet. Ihm werden
Korruption und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Siehe Protest der
SPS
(Link).
Die USA-Regierung hatte die Auszahlung eines Kredites in Höhe von 50 Millionen
Dollar sowie weitere Unterstützung Jugoslawiens durch den IWF und die
Weltbank von der Festnahme Milosevics
bis zum 31. März abhängig gemacht. Unmittelbar nach der Verhaftung
fordern die Regierungsmitglieder der Industriestaaten die
Auslieferung M. zum Haager Kriegstribunal (International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia (ICTY)).
Dort liegt die Anklage (Link)
(dtsch. Auszug) (Link)
bereits vor, die offiziell dem Jugoslawischen Justizministerium am
04.04.2001 überbracht wird. Das jugoslawische
Parlament hatte jedoch das Haager Kriegstribunal nie anerkannt, so dass
es der Forderung, M. auszuliefern, ohne Parlamentsbeschluß zunächst nicht
nachkommt. Das am 21.06.2001 im Parlament zur Abstimmung eingebrachte
"Gesetz zur Kooperation mit Den Haag" scheitert an den Stimmen der
Vertreter Montenegros. Schon am 23.06.2001 beschließt nunmehr
die Regierung, in der die Demokratische Opposition Serbiens (DOS) die
Mehrheit stellt, in einer außerordentlichen Sitzung ein "Dekret", das
die Auslieferung von M. legalisieren soll. Die Opposition wirft
der Regierung Verfassungsbruch vor und legt Verfassungsbeschwerde ein. Das
Jugoslawische Verfassungsgericht verfügt am 28.06.2001 die Aussetzung
des Dekretes bis zu einer endgültigen Entscheidung.
Ungeachtet dessen verfügt Zoran Djindijc noch am gleichen Tag rechtswidrig
und an Präsidenten Vojislav Kostunica vorbei (Rede Konstunica am 28.06.2001 im Fernsehen Serbiens
) die Auslieferung M. an Den Haag. Daraufhin erklären am 29.06.2001
die Minister aus Montenegro, das zusammen mit Serbien die Bundesrepublik Jugoslawien
bildet, den Rücktritt aus der Bundesregierung und lösen damit eine
Regierungskrise aus.
Die Auslieferung M. löst vorwiegend ein positives Echo aus:
Westliche Regierungen (Link);
UN-Tribunal (Link).
Kostunica sieht das Tribunal als "parteiisch" zugunsten amerikanischer
Interessen an. (Interview in der Corre del Serra, 05.07.2001)
(Link)
Am 29.06.2001 wird das "Kopfgeld" in Brüssel eingelöst. Etwa 1,8 Millarden
DM werden auf der "Geberkonferenz" (Vertreter der EU, den USA und der Weltbank)
als neue Kredite Jugoslawien zugesagt. Die Schäden, die der NATO-Angriff
auf Jugoslawien verursachte, übersteigen dagegen das Hundertfache. (sh. Artikel in "Spektrum
der Wissenschaft", 01/2000, S. 99) (Link)]
2001-06-28
Rede von Jürgen Habermas: Warum braucht Europa eine Verfassung?
Nur als politisches Gemeinwesen kann der Kontinent seine in Gefahr geratene
Kultur und Lebensform verteidigen Link
2001-06-15 Europäische Rat tagt in Göteburg zu Themen: Osterweiterung, Zusammenarbeit mit der Ukraine,
Umweltpolitik, Sicherheitspolitik, Transatlantische Beziehungen, WTO, EU-Rußland, Tschetschenien,
Krisengebiete Ex-Jugoslawiens, Naher Osten
- Abschlußdokumente (Link)
2001-06-15 Anhörung der PDS vor dem Bundesverfassungsgericht.
Die PDS hatte im Oktober 1999
Verfassungsklage (Wortlaut) (Link)
gegen die Zustimmung der Bundesregierung zu den Beschlüssen über das
Neue Strategische Konzept der NATO
auf der Gipfelkonferenz der Staats- und
Regierungschefs in Washington am 23. und 24. April 1999 eingereicht. Sie verstoße
gegen Art. 59 Abs. 2 Satz 1 GG und verletze damit die Rechte des Bundestages.
Veränderungen des NATO-Vertrages dieser Tragweite (Weg von einem reinen
Verteidigungsbündnis hin zu militärischen Einsätzen ohne UN-Mandat) erfordere die
Zustimmung des Parlaments. Andere Parteien sehen hierin keine Aushöhlung
der parlamentarischen Kompetenz.
Sh. Interview (Link)
2001-04-25
Der Erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung wird veröffentlicht.
Die Zahlen und Fakten geben die Lebenslage in der Bundesrepublik bis
1998 - bis Ende der Kohl-Ära - wider. Die Zahl der Millionäre stieg zwischen 1973 und 1998 von 217.000
auf 1,5 Millionen, während sich die Zahl der Sozialhilfebezieher im
gleichen Zeitraum in Westdeutschland vervierfachte und im Osten
seit 1991 verdoppelte. Ein Zehntel der westdeutschen Haushalte
verfügte über 42 Prozent des Privatvermögens, während sich 50 Prozent der Bundesbürger mit
einem Anteil von 4,5 Prozent begnügen mussten.
2001-03-29 "Nationalstolz-Debatte" - Der
Antrag
(Link) der CDU/CSU, Bundesumweltminister Jürgen Trittin - wegen seiner
Äußerung über
CDU-Generalsektretär Laurenz Meyer - "sofort" aus dem Amt zu entlassen, wird
in namentlicher Abstimmung von 354 Abgeordneten
der SPD, Grünen und PDS abgelehnt. 264 Stimmen
der CDU/CSU und FDP votieren für den Antrag.
[SPD: 298, Die Grünen: 47, gesamt: 343; CDU: 198, CSU: 47, FDP:43,
gesamt: 288; PDS: 36 Abgeordnete].
Trittin hatte Meyer in einem WDR-Interview "die Mentalität eines Skinheads"
unterstellt, sich jedoch anschließend u.a. auch auf Forderungen
seiner eigenen Partei entschuldigt (Link)
(sh. Briefwechsel Trittin, Meyer und Merz).
(Link) Diese Äußerung wird vonseiten der
CDU/CSU und FDP absichtsvoll zum Anlaß genommen, ihre
deutschnationale Kampagne ("deutsche Leitkultur", Unterschriftenaktion "Kinder,
statt Inder") fortzusetzen. Die Parole der Rechtsradikalen:
"Ich bin Stolz, ein Deutscher zu sein" wird für wahltaktische Zwecke
instrumentalisiert (sh. 25.03.2001). Die Kampagne macht vor dem Bundespräsidenten
nicht halt. So zweifelt CSU-Generalsekretär Thomas Goppel
an der Amtsfähigkeit Raus ("Bei einem Bundespräsidenten, der diesen
Stolz nicht hat, darf man fragen, ob er die 80 Millionen Bürgerinnen und
Bürger seines Landes angemessen vertritt." - BILD-Zeitung, 19.03.2001).
Rau hatte in einer Rede
- die Worte seines Vorgängers, Roman Herzogs (CSU), aufnehmend -
zum Thema Nationalbewußsein und Patriotismus Bezug genommen.
[ Der Antrag der CDU/CSU muss als eine unseriöse Propagandaaktion
gewertet werden, da sie den Anschein suggeriert, der Bundestag könne
dem Bundeskanzler die Wahl oder Abwahl eines Ministers diktieren, was
verfassungsgemäss nur über den Weg eines konstruktiven Misstrauensvotums
möglich ist. - Die Debatte spiegelt bei den "Oppositionsparteien"
die Kontinuität alten Denkens wider. Nachdem nach 1989 das
äußere Feindbild abhanden gekommen ist, richtet sich der Angriff jetzt
auf die vermeintlichen inneren "Staatsfeinde", deren Vorstellungen der
68er-Revolte entstammen. Auf der Suche
nach "neuer" Identität verdient die
Rede von Kerstin Müller hervorgehoben zu werden.
(sh. Reden der Debatte)]
2001-03-29 Bush lehnt die
Ratifizierung und Einhaltung (Link) des Kyoto-Abkommens ab. (Link)
(sh. auch Klimakonferenz vom 24.11.2000 in Den Haag - Rubrik Zeitgeschehen). Das Kyoto-Abkommen sieht die weltweite Reduzierung des
Kohlendioxidausstoßes bis 2012 um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 vor.
[ Bush, ein Interessensvertreter von weltweit agierenden amerikanischen
Energiekonzernen, sieht sich in dieser Frage in erster Linie den "national Interessen" verpflichtet.
Weltweiter scharfer Protest kommt von den Umweltverbänden Friends of Earth - Europa. -
Sh. Hintergrundinformationen zu Klimaveränderungen (Link) -
Offizieller Klimabericht von UNEP (Link) -
Stellungnahme der FAO - Food And Agriculture Organization of UN
(Link) - EU-Kommission vom 11.04.2001
(Link) ]
2001-03-25 Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.
Koalitionen werden bestätigt. Stimmenanteil/+Zuwachs/-Verlust in Prozent:
Rheinland-Pfalz: SPD 44,7/+4,9 - CDU 35,3/-3,4 - FDP 7,8/+1,1 - Grüne: 5,2/-1,7 -
REP: 2,4/-1,1; Wahlbeteiligung/1996 in Prozent: 62,1/-8,7; Unterschriftenkampagne
der CDU fordert den Rücktritt Trittins. Parole: "Jetzt reicht es, Herr Trittin! Wir wehren uns!" (sh. 29.03.2001).
Demagogische Plakatparolen: "Jetzt reicht's! Trittin beleidigt ganz Deutschland. Die SPD schaut zu!" -
Böhr ist "stolz darauf, ein Deutscher zu sein", denn "wir leben doch alle in
einem wunderschönen Land mit tollen Menschen".
(sh. Ergebnis) (Link);
Baden-Württemberg: CDU 44,8/+3,5 % - SPD 33,3/+8,2 % - Grüne: 7,7/-4,4 - FDP: 8,1/-1,5 -
REP 9,1/-4,7; Wahlbeteilung/1996: 62,6 %/-5;
(sh. Ergebnis) (Link)
Nichtwähler in beiden Landtagswahlen: 40 % - Tendenz steigend!
2001-03-22
Urteile des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EuGHMR) über die Beschwerden
von Fritz Strelitz, Heinz Keßler und Egon Krenz gegen Deutschland wegen ihrer
rechtskräftigen Verurteilung wegen Totschlags (.doc) (Link); Krenz zum Urteil
2001-02 Thierse hat Recht. Offener Brief an alle Politiker der neuen Bundesländer
2001-02-03 US-Verteidigungsminister auf der Münchener Konferenz für
Sicherheitspolitik stellt den neuen Kurs der Bush-Regierung vor. [USA gehen eigene Wege und brechen
mit ihrem Nationalen Abwehrraketenprogramm (NMB) den ABM-Vertrag. Neue Aufrüstungswelle
in Sicht.] Rede des russischen Sicherheitsberates Iwanow;
Rede von Außenminister Fischer zum NMB, zur NATO- und EU-Osterweiterung,
zu den transatlantischen Beziehungen (Link); Rede von Scharping (Link)
2001-01-28 Rede Arafats auf dem World Economic Forum
(WEF) in Davos verärgert die Israelis.
2001-01-20 Amtsantritt George W. Bush (Link) -
Rede des Außenministers, Colin Powell, am 22.01.;
Abschiedsrede W. Clinton am 18.01.
2001-01-17 Aktuelle Frage-Stunde im Bundestag
zur Vergangenheit Joschka Fischers. (1. Akt: Befragung) -
(2. Akt: Aktuelle Stunde)
[Die scheinheilige Schmierenkomödie, in der sich karrierebewußte Hinterbänkler
der "Oppositionsparteien" in Szene setzen und Fischer in Staatsanwaltmanier
verhören und seine bekannte Vergangenheit selbstgerecht anklagen, verdient dokumentiert
zu werden. Die Intention dieser Kampagne ist offensichtlich: weitere Rücktritte
provozieren und die rot-grüne Koalitionsregierung destabilisieren. Methode:
Moralisch diskreditieren und sogar kriminalisieren, indem ihnen - wie gesamt
die 68er-Generation - die Nähe zum Terrorismus unterstellt wird. Trittin, Umweltminister, soll sich vom
Göttinger Mescalero (1977) (sh. Nachdruck) distanzieren, den er
nie initiiert und unterzeichnet hat, was der Urheber des Nachrufs
in einem offenen Brief bestätigt; die BILD schreckt vor
plumpen Bildfälschungen nicht zurück (Link); Gerhard Schröder wird von der CDU/CSU per Verbrecherkarteifoto
des Rentenbetrugs bezichtigt. Merkel, die sich als moralische Instanz aufspielt
(sh. Redebeitrag zu Fischer), unterstützt diese Aktion.
- Aufgrund von Protesten wird dieses Plakat einen Tag später
zurückgezogen. ]
2001-01-09 Der BSE-Skandal fordert seinen Tribut:
Andrea Fischer gibt ihr Amt als Bundesgesundheitsministerin auf. (sh. Rücktrittserklärung)
Karl-Heinz Funke, Landwirtschaftsminister, muß zurücktreten.
Er, der gelegentlich auch dichtet,
hält bis zu seinem Rücktritt an konventionelle Zielvorstellungen seiner Vorgänger und Beschwichtigungsstrategien (sh. Papier)
fest, während sein Staatssekretär eine prinzipielle Änderung
der Agrar-Subventionspolitik zugunsten der Ökolandwirtschaft fordert. (sh.
"7-Punkte-Programm zu den Konsequenzen aus der BSE-Krise für
die Landwirtschafts- und Umweltpolitik").
Detallierte Informationen zum Thema BSE und Folgen siehe
Karl-Heinz Dittberner (Link)
[Mit BSE - als Folge einer vierzig Jahre verfehlten Agrar- und
EU-Subventionspolitik - tritt der Widerspruch zwischen den Interessen der Agrarindustrie
(Chemie-, Futtermittel-, Ernährungsindustrie, Lebensmittelhandel), den Bauern
und Verbrauchern deutlich zu Tage. Erst nachdem im November 2000 ein BSE-Fall
öffentlich wird, werden auch in der Bundesrepublik BSE-Tests
eingeführt. Täglich werden neue Fälle registriert. Unter dem Druck der Öffentlichkeit
reagiert die Regierung mit einem Eilgesetz, das bereits am 01.12. in Kraft tritt und das Verfüttern von Tiermehl
verbietet. Dieser Initiative folgt der Rat der EU-Agrarminister, der sich
- allerdings auf ein halbec Jahr befristetes - EU-weites Tiermehl-Verbot ab 1. Januar 2001 einigt.
Dennoch haben Betriebe des Agrobusiness keine Skrupel durch Beimengungen, durch falsche Um-/etikettierungen
ihren Gewinn zu sichern. Tiermehlpanschereien und Falschetikettierungen
stellen lediglich eine Ordnungswidrigkeit dar.]
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