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Beiträge zur Geschichte  









Zeittafel zur Geschichte des Frauen-KZ Ravensbrueck

1938

November: 500 Maennerhaeftlinge aus dem KZ Sachsenhausen und ein Vorkommando von Frauenhaeftlingen aus dem KZ Lichtenburg beginnen mit dem Aufbau des Lagers ca. 1 km oestlich von Fuerstenberg/Havel am Rande des Schwedt-Sees.

1939

15. April: Fertigstellung von ersten Baracken, des Lagergefaengnisses und SS-Unterkuenften, Abzug des Arbeitskommandos aus Sachsenhausen.

15. Mai: Mit 860 deutschen und 7 oesterreichischen Haeftlingen, die aus dem KZ Lichtenburg eintreffen, wird das Frauen-KZ in Betrieb genommen.

1. Juli: Lagerstaerke ca. 1.600 Frauen
1. September: Lagerstaerke ca. 2.500 Frauen
31. Dezember: Lagerstaerke ca. 2280 Frauen

1940

Im Jahr 1940 kommen 2.490 neue Gefangene ins Lager. Es sind vor allem Frauen aus Polen, Oesterreich und der Tschechoslowakei. Lagerwerkstaetten (Rohrmattenflechterei und Schneiderei) werden in Betrieb genommen. Kollektive Strafen wie Essensentzug und "Sport" werden eingefuehrt.

31. Dezember: Lagerstaerke ca. 3.200 Frauen

1941

Im Jahr 1941 werden ca. 3.100 neu eingelieferte Gefangene registriert. Unter ihnen Frauen aus Holland, Jugoslawien, Polen und der Sowjetunion.

6. Juni: 300 Maennerhaeftlinge kommen aus dem KZ Dachau. Neben dem Frauenlager entsteht auch ein Maennerlager. Die Maenner bauen verschiedene Betriebe und das sog. Jugendschutzlager Uckermark. Dieses Lager befand sich ca. 20 min vom Hauptlager entfernt und war fuer schwererziehbare, kriminelle und asoziale deutsche Maedchen im Alter von 16 bis 19 Jahren errichtet worden.

Dezember: Eine aus Berlin kommende Kommission von Aerzten laesst saemtliche Juedinnen sowie Gebrechliche und Schwerkranke vorfuehren und stellt den ersten Transport mit 1.400 Frauen zur Vergasung in der "Heil- und Pflegeanstalt Bernburg" zusammen - "Euthanasieaktion".

31. Dezember: Lagerstaerke ca. 5.900 Frauen und Maenner

1942

Im Jahr 1942 werden ca. 6.500 neu eingelieferte Gefangene registriert. Weitere Transporte zur Vergasung. 1.000 Frauen werden zum Aufbau des Frauenlagers Auschwitz abtransportiert. Erste medizinische Versuche durch Infizierung mit Bakterien, Sterilisierungen und experimentelle Operationen durch SS-Aerzte. Anfang 1942 Errichtung des Krematoriums im KZ Ravensbrueck.

7. Juli: 170 Frauen aus Lidice werden eingeliefert.

Sommer: Die Firma Siemens & Halske errichtet unmittelbar neben dem Frauen-KZ bis 1945 20 Werkhallen.

Oktober: Abtransport aller juedischen Gefangenen nach Auschwitz.

31. Dezember: Lagerstaerke ca. 8.200 Frauen, Maenner und ca. 400 Kinder

1943

Im Jahr 1943 werden ca. 7.600 Gefangene ins Lager eingeliefert. Einrichtung von Aussenlagern in Velten (Ikaria-Waffenfabrik, 800 Haeftlinge), Karlshagen (Artillerie-Werke, 1.200 Haeftlinge), Barth (Flugzeugwerke Heinkel, 200 Haeftlinge), u.a. Weitere Transporte nach Auschwitz, 1.000 Franzoesinnen kommen nach Ravensbrueck, ebenso Jugoslawinnen. Rund um das Lager werden Maschinengewehrbunker errichtet.

31. Dezember: Lagerstaerke ca. 15.100 Frauen, Kinder und Maenner

1944

31. Januar: Lagerstaerke ca. 17.300, von Februar bis April kommen ca. 2.000 Franzoesinnen, Frauen aus der Sowjetunion, Polinnen und aus Auschwitz ins Lager.

Februar: Vergroesserung des Krematoriums, Bau eines zweiten Schornsteins.

Mai: In die Ruestungsbetriebe Heinkel, Rostock-Schwarzenforst, Siemens & Halske, Zvodava werden insgesamt 2.500 Frauen transportiert.

Ausserdem mussten in folgenden Ruestungsbetrieben Gefangene aus Ravensbrueck arbeiten:

    - Eberswalde, Ardelt-Werke (800 Haeftlinge)
    - Finow, Geschoss-Fabrik (150)
    - Fuerstenhagen, Munitionsfabrik (3.000)
    - Genthin, "Silvia" GmbH ( 2.000)
    - Grueneberg, Munitionsfabrik (1.800)
    - Lippstadt, Metall- und Eisenwerke (750)
    - Malchow, Sprengstoff-Chemie (4.000)
    - Neubrandenburg, Mech. Werkstaetten (6.000)
    - Oranienburg, Auer-Werke AG (1.200)
    - Peenemuende, Raketenversuchsstation (300)
    - Ravensbrück, Siemens AG (3.000)
    - Rechlin, Flugplatz (1.500)
    - Schlieben, HASAG Hugo Schneider AG (1.000)

In 6 weiteren Fabriken arbeiteten Haeftlinge aus Ravensbrueck und Buchenwald.

30. Juni: Lagerstaerke ca. 30.800

Juli bis November: Aus Auschwitz kommen ca. 5.000 Frauen aus Italien, Frankreich, Oesterreich, Deutschland. Errichtung eines Zeltes und Belegung mit Polinnen.

14. Dezember: In einer neu gebauten Gaskammer werden die ersten Frauen vernichtet. Insgesamt sind 5.793 Haeftlinge in Ravensbrueck vergast worden. Tausende waren zuvor in Transporten in andere Vernichtungslager geschickt worden.

Dezember: Das sog. Jugendschutzlager Uckermark wird aufgeloest und als Selektions- und Vernichtungslager genutzt. Die Maedchen aus dem Lager Uckermark wurden zwangsdienstverplichtet oder ins KZ Ravensbrueck gebracht.

31. Dezember: Lagerstaerke 43.733 Frauen und Maenner, davon ueber 50% in Aussenlagern, die den grossen Ruestungsfabriken deutscher Konzerne angegliedert sind. Hohe Totenzahlen. Im Lager waren von 1943-45 ca. 870 Kinder geboren worden, die fast alle umgekommen sind.

1945

Jan. Massentransporte aus Polen, vor allem aus dem KZ Auschwitz und anderen geraeumten Lagern, treffen in Ravensbrueck ein.

26. Februar: Ein grosser Transport maennlicher Gefangener geht nach Mauthausen.

28. Februar: Lagerstaerke 46.473 Frauen, Kinder und Maenner

Maerz Waehrend taeglich Transporte aus den Lagern in Polen, die wegen des Vormarsches der Roten Armee aufgeloest werden, eintreffen, verlassen wiederum taeglich grosse Transporte das Lager Ravensbrueck.

31. Maerz: Lagerstaerke 37699 Frauen und Maenner

Anfang April: Die SS vernichtet Akten und Karteiunterlagen.

27.-28. April: Im Lager befinden sich noch etwa 18.000 Gefangene. 5.00 morgens kommt der Befehl, dass alle Gefangenen evakuiert werden. In verschiedene Richtungen verlassen 15.000 Gefangene das KZ Ravensbrueck. Auf diesen Todesmaerschen kommen 1.000e um. Etwa 3.000 kranke Frauen, Kinder und Maenner bleiben im Lager zurueck.

28. April: Der Lagerkommandant Suhren sowie die SS-Offiziere fliehen mit ihren Autos. Die zurueckgebliebene SS-Wache wird von einigen Haeftlingen verjagt. Angesichts der herannahenden Roten Armee leisten sie keine Gegenwehr.

Die von der SS gehorteten Lebensmittel, die das Internationale Rote Kreuz geschickt hatte, werden verteilt.

Der Plan, das ganze Lager zu sprengen, wurde durch Haeftlinge vereitelt, die die Sprenganlage entschaerfen.

30. April: Das erste Vorauskommando der 49. Abteilung, einer Einheit der 2. Belorussischen Front, trifft in Ravensbrueck ein. Das Lager ist endgueltig befreit.



Quellen:

    - Frauen-KZ Ravensbrueck, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1986, 5. Auflage
    - Ravensbrueck, Topographie und Geschichte des Frauen-KZ, Begleitheft zur Ausstellung, Stiftung Brandenburgische Gedenkstaetten, 1994


Zusammengestellt von Friedrich Heilmann, Teltow, 30. Maerz 1995








 

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