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  Geschichte   

 


Ernesto Guevarra

Botschaft an die Völker der Welt
Viele Viet Nam schaffen

Einundzwanzig Jahre sind seit dem Ende des letzten Weltbrandes vergangen, und verschiedene Publikationen feiern in zahllosen Sprachen das durch die Niederlage Japans symbolisierte Ereignis. Es herrscht ein Klima von zur Schau getragenem Optimismus in vielen Bereichen der ungleichen Lager, in die die Welt zerfällt.

Einundzwanzig Jahre ohne Weltkrieg - in diesen Zeiten enormer Konfrontationen, gewaltsamer Zusammenstöße und plötzlicher Veränderungen scheint das eine sehr lange Zeit zu sein. Aber auch ohne auf die praktischen Resultate dieses Friedens, für den wir alle zu kämpfen bereit sind, näher einzugehen (das Elend, die Erniedrigung und die immer stärkere Ausbeutung breiter Weltteile), ist die Frage angebracht, ob dieser Frieden ein wirklicher Frieden ist.

Es ist nicht die Absicht dieser Bemerkungen, eine historische Darstellung der verschiedenen lokalen Konflikte zu geben, die seit der Kapitulation Japans aufeinander gefolgt sind; es ist auch nicht unsere Aufgabe, die Bilanz der zahlreichen und sich ausbreitenden Bürgerkriege zu ziehen, die in diesen Jahren des angeblichen Friedens stattgefunden haben. Es genügt uns, diesem unangemessenen Optimismus die Beispiele des Korea- und des Vietnamkriegs entgegenzustellen.

Im ersten Fall fand sich nach Jahren heftigen Kampfes der nördliche Teil des Landes in die schrecklichste Verwüstung gestürzt, die die Geschichte des modernen Krieges kennt; mit Bombenkratern übersät, ohne Fabriken, Schulen oder Krankenhäuser; ohne irgendeine Art von Obdach, um 10 Millionen Einwohner unterzubringen. In diesen Krieg griffen unter dem trügerischen Banner der Vereinten Nationen Dutzende von Ländern ein, die militärisch der Führung der Vereinigten Staaten unterstanden, bei massivem Einsatz von Soldaten dieser Nationalität und unter Verwendung der eingezogenen südkoreanischen Bevölkerung als Kanonenfutter.

Auf der anderen Seite erhielten die Armee und das Volk von Korea und die Freiwilligen der Volksrepublik China Nachschub und Unterstützung durch den sowjetischen Militärapparat. Auf der Seite der Nordamerikaner wurden Vernichtungswaffen erprobt, mit Ausschluß der thermonuklearen, doch einschließlich einer begrenzten Verwendung bakteriologischer und chemischer Waffen.

In Vietnam folgten militärische Aktionen aufeinander, die von den patriotischen Kräften dieses Landes in fast ununterbrochener Folge gegen drei imperialistische Mächte unternommen wurden: Japan, dessen Macht nach den Bomben von Hiroshima und Nagasaki zusammenbrach; Frankreich, das von diesem besiegten Land seine Kolonien in Indochina zurückholte und dabei seine in schwierigen Augenblicken gegebenen Versprechungen mißachtete; und die Vereinigten Staaten in dieser letzten Phase des Konflikts.

Es gab begrenzte Konfrontationen in allen Kontinenten, obwohl auf dem amerkanischen lange Zeit nur Ansätze zu Befreiungskämpfen sowie Militärputsche vorkamen, bis die kubanische Revolution mit ihren Alarmfanfaren auf die Bedeutung dieses Gebiets aufmerksam machte und den Zorn der Imperialisten auf sich zog, der sie zur Verteidigung ihrer Küsten, erst in der Schweinebucht und dann in der Oktoberkrise, zwang. Dieser letzte Zwischenfall hätte einen Krieg von unabsehbaren Ausmaßen hervorrufen können, wenn es wegen Kuba zu einem Zustammenstoß zwischen Nordamerikanern und Sowjets gekommen wäre.

Gegenwärtig liegt jedoch der Brennpunkt der Widersprüche offensichtlich in den Territorien der indochinesischen Halbinsel und dem angrenzenden Ländern. Laos und Vietnam werden durch Bürgerkriege erschüttert, die diesen Charakter verlieren, sobald der nordamerikanische Imperialismus mit seiner ganzen Macht dort auftritt und die ganze Zone zu einem gefährlichen Zeitzünder wird, der jederzeit explodieren kann.

In Viet Nam hat die Konfrontation Formen äußerster Schärfe angenommen, aber es gehört ebenfalls nicht zu unserer Absicht, diesen Krieg historisch darzustellen. Wir beschränken uns darauf, einige Marksteine anzugeben. 1954 wurde nach der vernichtenden Niederlage von Dien Bien Phu das Genfer Abkommen unterzeichnet, welches das Land in zwei Zonen aufteilte und die Abhaltung von Wahlen innerhalb eines Zeitraums von 18 Monaten festlegte zum Zwecke der Entscheidung darüber, wer Viet Nam regieren und wie das Land wiedervereinigt werden sollte. Die Nordamerikaner unterzeichneten dieses Dokument nicht, und es begannen die Machenschaften, um die Marionette Frankreichs, den Kaiser Bao Dai, durch einen ihren Vorstellungen entsprechenden Mann zu ersetzen. Dies war Ngo Din Diem, dessen tragisches Ende- das einer vom Imperialismus ausgepreßten Apfelsine - allgemein bekannt ist.

Während der Monate nach der Unterzeichnung des Abkommens herrschte der Optimismus im Lager der Volkskräfte. Die Stützpunkte des antifranzösischen Kampfes im Süden des Landes wurden abgebaut, und man wartete auf die Erfüllung des Vertrags. Aber bald begriffen die Patrioten, daß es keine Wahlen geben würde, außer die Vereinigten Staaten sähen sich in der Lage, ihren Willen den Wahlurnen aufzuzwingen, und das war sogar bei Anwendung aller ihnen bekannten Fälschungsmethoden unmöglich.

Von neuem begannen die Kämpfe im Süden des Landes und intensivierten sich fortlaufend bis zum augenblicklichen Zeitpunkt, wo die nordamerikanische Armee fast eine halbe Million Invasoren zählt, während die Marionettenstreitkräfte sich zahlenmäßig verringerten und vor allem jede Kampfkraft verloren haben.

Vor ungefähr zwei Jahren haben die Nordamerikaner die systematische Bombardierung der Demokratischen Republik Viet Nam begonnen - ein weiterer Versuch zur Schwächung der Kampfkraft des Südens und zur Erzwingung von Verhandlungen. Zu Anfang waren die Bombardierungen mehr oder weniger isoliert und als Repressalien gegen angebliche Provokationen aus dem Norden getarnt. Dann nahmen sie an Intensität und Systematik zu, um schließlich zu einer gigantischen Treibjagd zu werden, die von den Luftwaffen der Vereinigten Staaten Tag für Tag mit dem Ziel durchgeführt wird, jede Spur von Zivilisation in der nördlichen Zone des Landes zu zerstören. Es ist ein Teilaspekt der zu trauriger Berühmtheit gelangten Eskalation.

Die materiellen Kriegsziele der Yankeewelt sind großenteils verwirklicht worden, trotz der tapferen Verteidigung der vietnamesischen Luftabwehreinheiten, den mehr als 1700 abgeschossenen Flugzeugen, und der Materialhilfe des sozialistischen Lagers.

Es ist eine traurige Wahrheit: Vietnam, diese Nation, die die Sehnsüchte und Siegeshoffnungen einer ganzen übergangenen Welt verkörpert, ist in tragischer Weise allein. Dieses Volk muß die verheerende Wucht der nordamerikanischen Technik über sich ergehen lassen, fast schutzlos im Süden, mit einigen Verteidigungsmöglichkeiten im Norden, aber immer allein. Die Solidarität der fortschrittlichen Welt gegenüber dem vietnamesischen Volk hat den gleichen Geschmack bitterer Ironie wie die Anfeuerungsrufe der Plebs für die Gladiatoren des römischen Zirkus. Es handelt sich nicht darum, dem Angegriffenen Erfolg zu wünschen, sondern darum, sein Los zu teilen, ihn zu begleiten in den Tod oder zum Sieg. Wenn wir die Verlassenheit Viet Nams analysieren, schnürt uns dieser in der Menschlichkeit enthaltene Widersinn die Kehle zu.

Der nordamerikanische Imperialismus ist der Aggression schuldig; seine Verbrechen sind ungeheuer und über den ganzen Erdball verteilt. Das wissen wir, meine Herren! Aber schuldig sind auch diejenigen, die im entscheidenden Augenblick zögerten, aus Viet Nam einen unverletzlichen Teil des sozialistischen Territoriums zu machen, womit zwar das Risiko eines weitweiten Krieges eingegangen, aber auch die nordamerikanischen Imperialisten zu einer Entscheidung gezwungen worden wären. Schuldig sind auch die, die einen Krieg der Beschimpfungen und des Beinstellens aufrechterhalten, der schon seit langem von den Vertretern der beiden größten Mächte des sozialistischen Lagers angefangen worden ist.

Fragen wir also, um zu einer ehrlichen Antwort zu gelangen: Ist Vietnam isoliert oder nicht, indem es eine gefährliche Balancepolitik zwischen diesen beiden streitenden Mächten treibt? Und: Welche Größe beweist dieses Volk! Weiche Unerschütterlichkeit, Tapferkeit legt es an den Tag! Und welche Lehre für die Welt birgt dieser Kampf.

Lange noch werden wir nicht wissen, ob Präsident Johnson ernsthaft daran dachte, einige der für ein Volk notwendigen Reformen durchzuführen, um die Kanten der Klassenwidersprüche abzufeilen, die mit explosiver Kraft und immer größerer Häufigkeit zum Vorschein kommen. Sicher ist, daß die unter dem pompösen Namen des Kampfes für die Great Society angekündigten Verbesserungen in der Kloake von Viet Nam untergegangen sind.

Die größte imperialistische Macht spürt in ihren Eingeweiden den durch ein armes und rückständiges Land verursachten Blutverlust und ihre märchenhafte Wirtschaft wird durch die Kriegsanstrengungen in Mitleidenschaft gezogen. Töten hört auf, das bequemste Geschäft für die Monopole zu sein. Konventionelle Waffen, und nicht einmal in genügender Zahl, das ist alles, was die großartigen Soldaten Viet Nams besitzen, darüber hinaus die Liebe zu ihrem Vaterland, zu ihrer Gesellschaft und einen Mut, der jeder Prüfung standhält. Aber der Imperialismus rennt sich in Viet Nam fest, findet keinen Ausweg und sucht verzweifelt nach jemand, der ihm ermöglicht, sich mit Würde aus dieser gefährlichen Affäre zu ziehen. Aber die "Vier Punkte" des Nordens und die "Fünf' des Südens nageln ihn fest, indem sie die Konfrontation noch schroffer machen.

Alles scheint darauf hinzudeuten, daß der Friede, dieser prekäre Friede, den man so genannt hat, nur weil es keinen Weitbrand gegeben hat, von neuem in Gefahr ist, in die Brüche zu gehen, durch einen nicht rückgängig zu machenden und nicht zu akzeptierenden Schritt der Nordamerikaner.

Und uns, den Ausgebeuteten der Welt, weiche Rolle kommt uns zu? Die Völker der drei Kontinente sehen das Beispiel Viet Nam und lernen davon. Angesichts der Tatsache, daß die Imperiatisten durch die Drohung mit dem Krieg die Menschheit zu erpressen suchen, ist es die richtige Antwort, den Krieg nicht zu fürchten. Hart und unablässig an jedem Konfrontationspunkt anzugreifen, das muß die allgemeine Taktik der Völker sein.

Aber dort, wo dieser armselige Friede, den wir über uns ergehen lassen, zerbrochen worden ist, was ist dort unsere Aufgabe? Uns um jeden Preis zu befreien.

Die Welt in ihrer Gesamtheit zeigt ein sehr komplexes Bild. Die Aufgabe der Befreiung wartet noch auf viele Länder des alten Europas, die genügend entwickelt sind, um alle Widersprüche des Kapitalismus zu spüren zu bekommen, aber so schwach sind, daß sie weder den imperialistischen Kurs weiterverfolgen noch diesen Weg neu beginnen können. Dort werden die Widersprüche in den kommenden Jahren explosiven Charakter annehmen, aber die Probleme und folglich ihre Lösung unterscheiden sich von denen unserer abhängigen und wirtschaftlich rückständigen Völker.

Das Hauptausbeutungsgebiet des Imperialismus umfaßt die drei rückständigen Kontinente Amerika, Asien und Afrika. Jedes Land hat seine besondere Charakteristika, aber auch die Kontinente als Ganzes weisen solche auf.

Amerika bildet ein mehr oder weniger homogenes Gebilde und beinahe auf dem gesamten Gebiet besitzt das nordamerikanische Monopolkapital die absolute Vorherrschaft. Die Marionettenregierungen oder die bestenfalls schwachen und ängstlichen Regierungen können sich den Befehlen des Yankeeherren nicht widersetzen. Die Nordamerikaner haben den Höhepunkt ihrer politischen und wirtschaftlichen Herrschaft fast erreicht, ein weiteres Fortschreiten ist für sie kaum mehr möglich; jede Veränderung der Lage könnte in einen Rückgang ihrer Vorherrschaft umschlagen. Ihre Politik besteht darin, das zu halten, was sie erobert haben. Die Maxime ihres Handelns reduziert sich gegenwärtig auf brutale Gewaltanwendung zur Unterbindung von Befreiungsbewegungen, welchen Typs auch immer.

Hinter der Parole "wir werden kein zweites Cuba zulassen" verbirgt sich die Möglichkeit von Aggressionen ohne Eigenrisiko, wie die gegen Santo Domingo oder vorher das Massaker von Panama, sowie die eindeutige Warnung, daß die Yankeetruppen bereit stehen zur Intervention an jedem Punkt Amerikas, wo eine Veränderung der bestehenden Ordnung ihre Interessen in Gefahr bringen könnte.

Diese Politik kann fast völlig ungestraft betrieben werden; die OAS (Organisation Amerikanischer Staaten, d. 0.) ist eine bequeme Maske, so diskreditiert sie auch sein mag; die UNO ist von einer ans Lächerliche oder ans Tragische grenzenden Wirkungslosigkeit; die Armeen aller amerikanischen Länder stehen bereit, ihre Völker zu zermalmen. De facto hat sich die Internationale des Verbrechens und des Verrats bereits formiert.

Auf der anderen Seite haben die einheimischen Bourgeoisien vollkommen die Fähigkeit verloren, dem Imperialismus Paroli zu bieten - wenn sie dazu überhaupt jemals in der Lage waren - und bilden lediglich dessen Schlußlicht. Es gibt keine anderen Alternativen mehr als entweder die sozialistische Revolution zu machen oder die Karikatur der Revolution.

Asien ist ein Kontinent mit unterschiedlichen Charakteristika. Die Befreiungskämpfe gegen eine Reihe europäischer Kolonialmächte führten zur Errichtung mehr oder weniger fortschrittlicher Regierungen, deren darauffolgende Entwicklung in einigen Fällen die Vertiefung der ursprünglichen Ziele der nationalen Befreiung brachte und in anderen Fällen einen Rückfall auf proimperialistische Positionen. Wirtschaftlich gesehen hatten die USA in Asien wenig zu verlieren und viel zu gewinnen. Die Veränderungen dort begünstigen sie; man kämpft, um andere neokolonialistische Mächte zu verdrängen und neue wirtschaftliche Einflußsphären bald direkt, bald unter Zwischenschaltung Japans, zu erobern.

Aber es gibt spezielle politische Bedingungen, vor allem auf der indochinesischen Halbinsel, die Asien eine Sonderstellung von überragender Bedeutung verleihen und eine wichtige Rolle in der globalen Militärstrategie des nordamerikanischen Imperialismus spielen. Dieser betreibt eine Einkreisung Chinas durch mindestens Südkorea, Japan, Taiwan, Südvietnam und Thailand.

Beides: ein so wichtiges strategisches Interesse, wie die militärische Einkreisung der Volksrepublik China und der Ehrgeiz seiner Kapitalien, diese noch nicht beherrschten großen Märkte zu durchdringen, machen aus Asien trotz der scheinbaren Stabilität außerhalb des vietnamesischen Gebietes eines der explosivsten Zentren der gegenwärtigen Welt.

Der Vordere Orient, geographisch ein Teil dieses Kontinents, aber mit eigenen spezifischen Widersprüchen, befindet sich auf dem Siedepunkt, ohne daß sich vorhersehen ließe, wohin der kalte Krieg zwischen dem von den Imperialisten gestützten Israel und den fortschrittlichen Ländern dieses Gebietes führen wird. Das ist ein weiterer die Weit bedrohender Vulkan.

Für Afrika ist kennzeichnend, daß es einen fast jungfräulichen Boden für die neokolonialistische Invasion bildet. Zwar haben Veränderungen stattgefunden, die in gewissem Umfang die kolonialistischen Mächte zwangen, ihre alten Privilegien absoluten Charakters aufzugeben. Wenn aber diese Entwicklungen ungestört zum Abschluß gebracht werden, so folgt auf den Kolonialismus gewaltlos ein Neokolonialismus mit gleichartigen Auswirkungen, was die wirtschaftliche Beherrschung betrifft. Die Vereinigten Staaten besaßen in diesem Gebiet keine Kolonien und kämpfen heute darum, in die vormals eifersüchtig gehüteten Jagdgebiete ihrer Bundesgenossen einzudringen. Man kann behaupten, daß Afrika in den statregischen Plänen des nordamerikanischen Imperialismus dessen langfristige Reserve darstellt: seine gegenwärtigen Investitionen sind ledigilich in der Südafrikanischen Union bedeutend, und seine Durcheringung des Kongo, Nigerias und anderer Länder ist im Beginnen, woraus eine heftige Konkurrenz (bis jetzt friedlichen Charakters) mit den anderen imperialistischen Mächten entspringt. Noch immer hat er keine großen Interessen zu verteidigen außer seinem Anspruch auf das Rechtt, an jedem Punkt des Erdballs zu intervenieren, wo seine Monopole hübsche Profite oder große Rohstoffvorkommen wittern.

Alle diese Tatbestände rechtfertigen die Frage nach den kurz- oder mittelfristigen Befrelungschancen der Völker. Wenn wir Afrika analysieren, sehen wir, daß der Kampf mit einiger Intensität in den portugiesischen Kolonien Guinea, Mozambique und Angola geführt wird, mit besonderem Erfolg in der ersten und mit wechselndem Erfolg in den beiden anderen. Wir sehen auch, daß im Kongo immer noch der Kampf zwischen den Nachfolgern Lumumbas und den alten Komplizen Tschombes vor sich geht, ein Kampf, der im gegenwärtigen Augenblick zu Gunsten der letzteren auszugehen scheint, die einen großen Teil des Landes in ihrem eigenen Profitinteresse "befriedet" haben, obwohl der Krieg latent weitergeht.

In Rhodesien stellt sich das Problem anders dar: der englische Imperialismus benützt alle ihm zur Verfügung stehenden Mechanismen, um die Macht der weißen Minderheit auszuhändigen, die sie gegenwärtig inne hat. Der Konflikt ist, vom Standpunkt Englands aus, absolut kein offizieller, obwohl diese Macht mit ihrem gewohnten diplomatischen Geschick - auf gut deutsch Heuchelei genannt - gegenüber den Maßnahmen der Regierung lan Smith nach außen hin Abscheu zur Schau trägt und in ihrer schlitzohrigen Haltung von einigen Commonwealthländern unterstützt, von einem großen Teil der Länder Schwarzafrikas angegriffen wird, seien es nun fügsame Wirtschaftssatelliten des britischen lmperialismus oder nicht. Die Lage in Rhodesien kann im höchsten Grad explosiv werden, falls die von den schwarzen Patrioten unternommenen Anstrengungen zu einer bewaffneten Erhebung Gestalt annehmen und diese Bewegung von den benachbarten afrikanischen Staaten wirksam unterstützt wird. Vorläufig jedoch werden alle Probleme in so harmlosen Organisationen wie UNO, Commonwealth oder OAE (Organisation der Afrikanischen Einheit, d. 0.) erörtert. Jedenfalls läßt die politische und soziale Entwicklung Afrikas keine revolutionäre Situation im kontinentalen Maßstab voraussehen. Die Befreiungskämpfe gegen die Portugiesen müssen zu einem siegreichen Ende geführt werden, aber Portugal bedeutet nichts innerhalb des Gesamtkatalogs der lmperialisten. Die Konfrontationen von revolutionärer Bedeutung sind die, die den gesamten imperialistischen Apparat in Schach halten; deswegen hören wir natürlich nicht auf, für die Befreiung der drei portugiesischen Kolonien und die Vertiefung ihrer Revolutionen zu kämpfen.

Sobald die schwarzen Massen Südafrikas oder Rhodesiens ihren eigenen revolutionären Kampf aufnehmen, wird eine neue Ära für Afrika anbrechen. Oder auch, wenn die verarmten Massen eines Landes sich daranmachen, ihr Recht auf ein menschenwürdiges Leben den Händen der regierenden Oligarchien zu entreißen. Bis jetzt folgen Militärputsche aufeinander, wobei eine Gruppe von Offizieren eine andere ersetzt oder einen Führer ablöst, der nicht mehr ihren Kasteninteressen dient oder den Interessen der Mächte, die insgeheim das Heft in der Hand haben.

Jedoch gibt es keine Umsturzbewegungen, die vom Volk getragen werden. Im Kongo waren diese Spezifika, durch die Erinnerung an Lumumba wachgerufen, vorübergehend gegeben, sie haben aber in den letzten Monaten ihre Wirksamkeit allmählich eingebüßt. In Asien ist die Lage, wie wir gesehen haben, explosiv, und nicht nur Viet Nam und Laos, wo gekämpft wird, bilden die Reibungsstellen. Auch Kambodscha ist eine solche, wo jeden Moment die unmittelbare nordamerikanische Aggression beginnen kann; ebenso Thailand, Malaysia und natürlich Indonesien (wir dürfen nicht glauben, daß dort bereits das letzte Wort gesprochen sei, trotz der Zerschlagung der Kommunistischen Partei dieses Landes bei der Machtergreifung der Reaktionäre). Und selbstverständlich der Vordere Orient.

In Lateinamerika wird mit der Waffe in der Hand gekämpft, in Guatemala, Kolumbien, Venezuela und Bolivien und in Brasilien zeigen sich bereits die ersten Ansätze dazu. Es gibt noch weitere Brennpunkte des Widerstandes, die auftauchen und dann wider erlöschen. Aber alle Länder dieses Kontinents sind reif für einen Kampf, der, um siegreich zu enden, sich mit nichts geringerem begnügen kann als der Errichtung einer Regierung von sozialistischem Zuschnitt.

Auf diesem Kontinent wird praktisch eine Sprache gesprochen, abgesehen vom Ausnahmefall Brasilien, mit dessen Volk die Spanisch Sprechenden sich jedoch wegen der Ähnlichkeit der beiden Sprachen verständigen können. Die Gleichartikeit der Klassen dieser Länder ist so groß, daß diese zu einer viel vollständigeren "international-amerikanischen' Vereinheitlichung gelangen, als es in anderen Kontinenten der Fall ist. Sprache, Gebräuche, Religion und der gemeinsam Herr einen sie. Der Grad und die Formen der Ausbeutung gleichen sich in ihren Auswirkungen für Ausbeuter und Ausgebeutete in einem Großteil der Länder unseres Amerika. Und die Rebellion reift in seinem Schoße immer schneller heran.

Wir können uns fragen: welche Früchte wird diese Rebellion zeitigen, Welchen Charakter wird sie tragen? Wir haben seit langem vertreten, 1) daß der Kampf in Amerika wegen seiner gleichartigen Züge zur gegebenen Zeit kontinentale Ausmaße annehmen wird. Es wird der Schauplatz vieler großer Befreiungsschlachten der Menschheit sein.

Gemessen an diesem Kampf von kontinentalem Ausmaß sind die Kämpfe, die gegenwärtig aktiv geführt werden, nur Episoden. Aber sie haben schon die Märtyrer hervorgebracht, die in die amerikanische Geschichte eingehen werden, als diejenigen, die den notwendigen Blutzoll entrichtet haben in dieser letzten Etappe des Kampfes für die volle Freiheit des Menschen. Darunter werden sein die Namen der Partisanenchefs Turcios Lima, des Pfarrers Camilo Torres, des Partisanenchefs Fabricio Ojeda, der Partisanenchefs Lobatón und Luis de la Puente Uceda, herausragender Gestalten innerhalb der revolutionären Bewegungen in Guatemala, Kolumbien, Venezuela und Peru.

Jedoch die aktive Mobilisierung des Volkes erschafft ihm neue Führer: Cesar Montes und Yon Sosa tragen das Banner in Guatemala; Vabio Vázques und Marulanda tun es in Kolumbien; Douglas Bravo im Westen des Landes und Américo Martin in El Bachiller leiten die jeweiligen Fronten in Venezuela.

Neue Kriegskeime werden in diesen und anderen amerikanischen Ländern erwachsen, wie es schon in Bolivien geschehen ist, und sie werden sich entfalten trotz all der Wechselfälle, weiche dieses schwierige Handwerk des modernen Revolutionärs mit sich bringt. Viele werden als Opfer ihrer Fehler sterben, andere werden in dem heraufziehenden harten Ringen fallen; neue Kämpfer und neue Führer werden in der Glut des revolutionären Kampfes erstehen. Das Volk selbst wird seine Anführer und Kämpfer formen, im Rahmen der Auslese, die der Krieg selbst darstellt, und die Yankee-Agenten der Repression werden sich vervielfachen. Heute gibt es Berater in allen Ländern, wo der bewaffnete Kampf geführt wird, und die peruanische Armee hat, ebenfalls von den Yankees beraten und ausgebildet, eine anscheinend erfolgreiche Säuberungsaktion gegen die Revolutionäre dieses Landes durchgeführt. Aber wenn die Zentren des Kriegs mit genügend politischem und militärischem Geschick aufgebaut werden, können sie praktisch unschlagbar werden und neue Truppenentsendungen der Yankees notwendig machen.

In Peru selbst reorganisieren neue, wenn auch nur teilweise bekannte Leute mit zäher Festigkeit den Guerilla-Kampf. Nach und nach werden sich die veralteten Waffen, die zum Unschädlichmachen kleiner bewaffnerter Banden ausreichen, in moderne Waffen und die Beratergruppen in nordamerikanische Kombattanten verwandeln, bis sie sich eines Tages gezwungen sehen werden, wachsende Mengen regulärer Truppen zu entsenden, um die relative Stabilität einer Regierung zu sichern, deren nationale Marionetten-Armee angesichts der Guerillagefechte in Auflösung gerät. Das ist der Weg Viet Nams; das ist der Weg den die Völker einschlagen müssen; das ist der Weg, den Amerika einschlagen wird mit der speziellen Besonderheit, daß die bewaffneten Gruppen so etwas wie Koordinationskomitees bilden können, um dem Yankee-Imperialismus die Niederschlagungsaufgabe schwerer und es der eigenen Sache leichter zu machen. Amerika, ein von den jüngsten Kämpfen für die politische Befreiung nicht erfaßter Kontinent, der durch die Tricontinentale beginnt, sich mit der Stimme der Avantgarde seiner Völker, der kubanischen Revolution, Gehör zu verschaffen, wird eine Aufgabe von viel größerer Bedeutung haben: die Schaffung eines zweiten, dritten Viet Nam in der Weit.

Schließlich muß man In Rechnung stellen, daß der Imperialismus als letztes Stadium des Kapitalismus ein weltumspannendes System ist, und daß er in einer großen weltweiten Konfrontation geschlagen werden muß. Das strategische Ziel dieses Kampfes muß die Vernichtung des Imperialismus sein. Der Beitrag, der uns, den Ausgebeuteten und Unterentwickelten dieser Weit, zufällt, besteht darin, dem Imperialismus die Existenzgrundlagen zu entziehen, nämlich unsere unterdrückten Völker, aus denen sie Kapitalien, Rohstoffe, Techniker und billige Arbeitskräfte herausholen und zu denen sie neue Kapitalien - sprich: Beherrschungsmittel -, Waffen und Waren aller Art exportieren, uns in völlige Abhängigkeit stürzend.

Der Grundbestandteil dieser strategischen Zielsetzung wird also die tatsächliche Befreiung der Völker sein; eine Befreiung, die in der Mehrzahl der Fälle durch den bewaffneten Kampf erfolgen und in Amerika fast unfehlbar die Eigenschaft besitzen wird, in eine sozialistische Revolution umzuschlagen.

Wenn man die Vernichtung des Imperialismus ins Auge faßt, muß man dessen Haupt identifizieren, das von nichts anderem als den Vereinigten Staaten von Nordamerika gebildet wird. Wir müssen eine Aufgabe allgemeiner Art verwirklichen, deren taktisches Ziel darin besteht, den Feind aus seiner Umwelt zu reißen, indem man ihn zwingt, an Orten zu kämpfen, wo seine Lebensgewohnheiten mit der Macht der Realität zusammenstoßen. Der Gegner darf nicht unterschätzt werden; der nordamerikanische Soldat hat technische Fähigkeiten und wird von Hilfsmitteln solchen Ausmaßes unterstützt, daß sie ihn fürchtenswert machen. Was ihm fehlt, ist im Wesentlichen das ideell begründete Handlungsmotiv, über das seine derzeit erbittertsten Gegner, die vietnamesischen Soldaten, Im höchsten Grade verfügen. Wir können über diese Armee nur in dem Maß triumphieren, wie es uns gelingt, deren Moral zu untergraben. Und diese untergräbt man, indem man Ihr Niederlagen beibringt und immer wieder Verluste zufügt.

Aber dieser kurz umrissene Weg zum Sieg schließt Opfer ein, die schon ab heute ganz offen gefordert werden müssen und die vielleicht weniger schmerzlich sein werden als die, welche wir erdulden müßten, wenn wir dauernd dem Kampf auswichen und verlangten, daß andere für uns die Kastanien aus dem Feuer holen sollen.

Es ist klar, daß das Land, welches sich als letztes befreit, dies sehr wahrscheinlich ohne bewaffneten Kampf tun wird, und daß die Leiden eines langandauernden und mit der Grausamkeit der Imperialisten geführten Kriegs diesem Volk erspart bleiben werden. Aber es wird wohl unmöglich sein, in einer Auseinandersetzung von weitweitem Charakter sich diesem Kampf und seinen Folgen zu entziehen, und man wird genauso oder sogar noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Zukunft können wir nicht vorhersagen, doch niemals dürfen wir der zwielichtigen Versuchung erliegen, die Bannerträger eines Volkes sein zu wollen, daß seine Freiheit ersehnt, sich aber vor dem Kampf, den sie impliziert, drückt und auf die Freiheit wie auf einen Brosamen wartet, der vom Sieg abfallen soll.

Es ist absolut richtig, jedes unnütze Opfer zu vermeiden. Deshalb Ist es so wichtig, die effektiven Möglichkeiten auszumachen, die das abhängige Amerika hat, um sich auf friedlichem Wege zu befreien. Für uns ist die Lösung dieser Frage klar; mag der gegenwärtige Augenblick der gegebene sein, um den Kampf zu beginnen, oder nicht; wir können und dürfen uns nicht einbilden, die Freiheit erringen zu können, ohne zu kämpfen. Und die Kämpfe werden keine bloßen Straßenschlachten mit Steinen gegen Tränengas noch friedliche Generalstreiks sein und es wird auch nicht der Kampf eines aufgebrachten Volkes sein, das in zwei oder drei Tagen die Unterdrückungsmaschinerie der regierenden Oligarchien vernichtet; es wird ein langandauernder, blutiger Kampf werden, dessen Front verlaufen wird durch die Schlupfwinkel der Partisanen, durch die Städte, durch die Häuser der Kämpfer (wo die Unterdrückung bequeme Opfer unter deren Angehörigen suchen wird), durch die massakrierte Landbevölkerung, durch die von feindlichen Luftangriffen zerstörten Dörfer und Städte.

Sie treiben uns zu diesem Kampf; es bleibt kein anderes Mittel, als ihn vorzubereiten und sich zu entschließen, Ihn aufzunehmen.

Die Anfänge werden nicht leicht, sondern höchst schwierig sein. Die ganze Unterdrückungsmacht, die ganze Fähigkeit der Oligarchien zu Brutalität und Demagogie wird in den Dienst ihrer Sache gestellt werden. Unsere Aufgabe in der ersten Stunde ist es zu überleben, dann wird das zeitlose Modell der Guerilla zum Tragen kommen, indem die bewaffnete Propaganda, in der vietnamesischen Bedeutung des Wortes, verwirklicht wird, das heißt, die Propaganda der Schüsse, der Gefechte, die gewonnen oder verloren, jedenfalls aber den Feinden geliefert werden. Die große Lehre von der Unbesiegbarkeit der Guerilla, Wurzel schlagend in den Massen der Besitzlosen. Die elektrisierende Kraft des nationalen Gedankens, die Vorbereitung auf härtere Aufgaben, um noch gewaltsameren Repressionsschlägen zu widerstehen. Der Haß als Faktor des Kampfes; der unnachgiebige Haß gegenüber dem Feind, der weit über die natürlichen Schranken eines Menschenwesens hinaustreibt und es in eine wirksame, gewalttätige, auswählende und kalte Tötungsmaschine verwandelt. Unsere Soldaten müssen so sein; ein Volk ohne Haß kann nicht über einen brutalen Feind siegen.

Man muß den Krieg bis dorthin tragen, wohin der Feind ihn trägt: in sein Haus, in seine Vergnügungsstätten; man muß ihn zum totalen Krieg machen. Man darf dem Feind keine ruhige Minute lassen, keine Schnaufpause außerhalb seiner Kasernen und nicht einmal darinnen; man muß ihn angreifen, wo immer er sich befinden mag; ihm das Gefühl eines gehetzten Tieres einflößen an jedem Ort, wo er durchkommt.

Dann wird seine Moral herunterkommen. Er wird immer noch bestialischer werden, doch man wird die Symptome des sich abzeichnenden Zusammenbruchs erkennen.

Und es muß sich ein wahrhafter proletarischer Internationallsmus entwickeln; mit internationalen proletarischen Armeen, wobei das Banner, unter dem gekämpft wird, die geheiligte Sache der Erlösung der Menschheit ist, derart, daß zu fallen unter den Fahnen Viet Nams, Venezuelas, Guatemalas, Laos, Guineas, Kolumbiens, Boliviens, Brasiliens - um nur die derzeitigen Schauplätze des bewaffneten Kampfes zu nennen - gleich ehrenvoll und erstrebenswert sein wird für einen Amerikaner, einen Asiaten, einen Afrikaner und sogar für einen Europäer.

Jeder Blutstropfen, der in einem Land vergossen wird, unter dessen Fahne man nicht geboren wurde, ist eine Erfahrung, die jeder Oberlebende mitnimmt, um sie später im Kampf für die Befreiung des eigenen Volkes, die man sich so verdient hat, anzuwenden.

Es ist die Stunde gekommen, unsere Meinungsverschiedenheiten zu mäßigen und alles in den Dienst des Kampfes zu stellen. Daß heftige Kontroversen die für die Freiheit kämpfende Welt bewegen, das alles wissen wir und können es nicht verheimlichen. Daß sie einen solchen Charakter und eine derartige Schärfe angenommen haben, daß der Dialog und die Aussöhnung äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich erscheinen, auch das wissen wir. Mittel zur Einleitung eines Dialogs zu suchen, dem die Streitenden aus dem Wege gehen, ist vergebliche Mühe. Aber der Feind ist da, schlägt jeden Tag zu und droht mit neuen Schlägen, und diese Schläge werden uns einen, heute, morgen oder übermorgen. Die das als erste begreifen und sich auf diesen notwendigen Zusammenschluß vorbereiten, werden den Dank der Völker finden.

Angesichts der Giftigkeit und Unnachgiebigkeit, mit der jede Seite ihren Standpunkt verficht, können wir, die Besitzlosen, nicht für die eine oder andere Art, die Meinungsverschiedenheiten auszutragen, Partei ergreifen, selbst wenn wir manchmal mit gewissen Positionen der einen oder der anderen Seite, oder mehr mit denen der einen als mit denen der anderen Seite übereinstimmen. Im Augenblick des Kampfes bedeutet die Art, in der die derzeitigen Differenzen sichtbar werden, eine Schwäche; doch sie in dem Stadium, in dem sie sich befinden, durch Worte bellegen zu wollen, wäre eine Illusion. Die Geschichte wird sie auslöschen oder zu ihrer wahren Klärung bringen.

In unserer im Kampf stehenden Welt muß jede Meinungsverschiedenheit in bezug auf die Taktik, die Methode des Handelns zur Erreichung begrenzter Ziele, mit dem Respekt analysiert werden, den die Einschätzungen anderer verdienen. Hinsichtlich des großen strategischen Ziels, der völligen Vernichtung des Imperialismus durch den Kampf, müssen wir unnachgiebig bleiben.

Laßt uns unsere Siegeshoffnungen so zusammenfassen: Vernichtung des Imperialismus durch Ausschaltung seines stärksten Bollwerks, der imperialistischen Herrschaft der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Als taktische Funktion, die Übernahme der schrittweisen Befreiung der Völker, nacheinander oder in Gruppen, wobei man den Feind in einen schwierigen Kampf außerhalb seines Territoriums hineinzieht, ihn seiner Existenzgrundlagen, nämlich seiner abhängigen Gebiete, beraubt.

Das bedeutet einen langwierigen Krieg. Und, wiederholen wir es noch einmal, einen grausamen Krieg. Niemand gebe sich Täuschungen hin, wenn er dabei ist, ihn auszulösen, und niemand zögere, ihn auszulösen, aus Furcht vor den Auswirkungen, die er für sein Volk nach sich ziehen kann. Das ist beinahe die einzige Siegeschance.

Wir können dem Ruf der Stunde nicht ausweichen. Das zeigt uns Viet Nam mit seiner ständigen heroischen Lehre, seiner tragischen täglichen Lehre vom Kampf und Tod für die Erringung des Endsieges. Dort lernen die Soldaten des Imperialismus die Beschwernisse dessen kennen, der, an den von der nordamerikanischen Nation zur Schau getragenen Lebensstandard gewöhnt, sich nun auf einer feindlichen Erde behaupten muß; die Unsicherheit dessen, der sich nicht rühren kann, ohne zu spüren, daß er gegnerisches Terrain betritt; den Tod derjenigen, die sich von den befestigten Stützpunkten weiter fort wagen; die ständige Feindseligkeit der ganzen Bevölkerung. All das ruft nach und nach eine Rückwirkung im Innern der USA hervor, läßt einen Faktor hervortreten, den der in voller Blüte stehende Imperialismus abgeschwächt hatte, den Klassenkampf auch innerhalb seines eigenen Territoriums.

Wie licht und nah würde sich uns die Zukunft darbieten, wenn zwei, drei, viele Viet Nam auf der Erdoberfläche zu Tage träten, mit ihrem Blutzoll und ihren ungeheuerlichen Tragödien, mit ihrem täglichen Heldentum, mit ihren unablässigen Schlägen gegen den Imperialismus, mit dem damit verbundenen Zwang für diesen, seine Kräfte unter dem Ansturm des wachsenden Hasses der Völker der Weit zu zersplittern!

Und wenn wir alle es fertigbrächten, uns zu einen, damit unsere Schläge kräftiger und sicherer würden, damit die Hilfe jeglicher Art für die kämpfenden Völker wirkungsvoller würde, wie groß wäre dann die Zukunft und wie greifbar!

Sollte es uns, die wir an einem kleinen Punkt des Globus die Pflicht erfüllen, zu der wir aufrufen, und das wenige, was wir geben können, dem Kampf zur Verfügung stellen: Unser Leben, unsere Aufopferung sollte es uns an einem dieser Tage bestimmt sein, den letzten Atemzug zu tun auf einer Erde, die schon die unsrige ist, von unserem Blut getränkt; so möge man wissen, daß wir die Tragweite unserer Taten wohl ermessen und daß wir uns nicht für mehr halten als für Bestandteile der großen proletarischen Armee, jedoch stolz darauf sind, von der cubanischen Revolution und von ihrem großen obersten Führer die große Lehre, die von seiner Haltung diesem Teil der Weit gegenüber ausgeht, gelernt zu haben: "Was bedeuten die Gefahren oder Opfer eines Menschen oder eines Volkes, wenn das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht".

Jede unserer Taten ist ein Kriegsruf gegen den Imperialismus und ein Appell zur Einsicht der Völker gegen den großen Feind des Menschengeschlechts: die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Wo immer uns der Tod antrifft, er sei willkommen, wenn nur unser Kriegsruf ein aufnahmebereites Ohr getroffen hat und eine andere Hand sich ausstreckt, um unsere Waffen zu ergreifen, und andere Menschen sich daranmachen, die Trauermusik zu intonieren mit Maschinengewehrgeknatter und neuen Kriegs- und Siegesrufen.

"Che"



Quelle: trikont aktuell, München Juni 1967, S. 9




 




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