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Beiträge zur Politik  






Hartmut Krauss


„Vielleicht kommt der nächste Kofferbomber ja aus Osnabrück?“


Wie dem auch sei: Im ARD-Presseclub kann er auf mildernde Umstände hoffen


Die Einführung des Islamunterrichts an deutschen Schulen wird von manchen „Islamexperten“ als probates Mittel der Integration propagiert. Tatsächlich ist aber genau das Gegenteil der Fall: Ein flächendeckender Islamunterricht in Deutschland behindert und erschwert die Integration, weil er im Endeffekt nur zur mentalen Befestigung einer familiensozialisatorisch bereits massenhaft vorgeprägten ethno-religiösen Identität beiträgt, die in vielfältiger Hinsicht im Widerspruch steht zur den Grundregeln einer modernen, säkular-demokratischen Gesellschafts- und Werteordnung. Islamunterricht führt – ebenso wenig wie „islamgerechte“ Kindergartenerziehung - zur geistig-moralischen Eingliederung von muslimischen Zuwanderern, sondern vielmehr zur rückweichlerischen Anpassung der Aufnahmegesellschaft an eine autoritär-vormoderne und patriarchalische Vorschriftenreligion.
Was die nachwachsenden Generationen häufig schlecht integrierter muslimischer Einwanderer wirklich benötigen (aktuell: 750.000 muslimische Schüler bundesweit), ist nicht Islamunterricht, sondern einen systematisch verbesserten Deutschunterricht und eine solide Vermittlung der Grundwerte der ‚kulturellen Moderne’ – in konsequenter Auseinandersetzung mit dem islamistischen ‚Haßbild’ vom „ungläubigen Westen“. Was die deutsche Gesellschaft benötigt sind Lehrstühle für kritische Islamwissenschaft und nicht Professoren für islamische Religionspädagogik, die ohnehin von keinem orthodoxen Muslim akzeptiert werden
Genauso wenig, wie man „Kampftrinken“ mit nachhaltiger Alkoholwerbung bekämpfen kann, fördert Islamunterricht (also noch mehr Religion) die Integration von religiös-vormodern erzogenen Menschen. Doch jede hartnäckig verteidigte Fehlorientierung lässt sich auch noch überbieten. Wie die Kölner Journalistin Stephanie Sellier jetzt aufgedeckt hat, arbeitet die Universität Osnabrück beim Master-Studiengang Islamische Religionspädagogik mit radikalislamischen Wissenschaftlern in Wien und Teheran zusammen. Demnach kooperiere die Osnabrücker Uni mit der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in Wien. Ein Dozent an der Akademie ist auch Amir Zaidan, Leiter des Islamischen Religionspädagogischen Instituts, das sich im selben Haus befindet. Vor seiner Übersiedlung nach Wien wirkte Zaidan in Frankfurt, wo er vom hessischen Verfassungsschutz beobachtet wurde. Makabere Berühmtheit hatte Zaidan wegen seiner „Kamel-Fatwa“ erlangt, die besagt, dass eine Muslimin ohne Begleitung eines männlichen Verwandten nicht an einer Klassen- oder Studienfahrt teilnehmen darf, deren Entfernung größer ist als die Strecke, die ein Kamel während einer Tages- und Nachtreise zurücklegen kann (maximal 81 Kilometer).

Zwar dementiert die Osnabrücker Uni eine Zusammenarbeit mit dem “Institut für den interreligiösen Dialog“ des iranischen Gottesstaates, muß aber gleichzeitig einen dort gehaltenen Vortrag eines ihrer Professoren einräumen. Hierzu muss man auch wissen, dass der Leiter der Osnabrücker Volkshochschule und seine Frau, Leiterin eines in Osnabrück angesiedelten Instituts für „Dialogprozess-Begleitung“, nicht nur enge Kontakte zur Osnabrücker Uni, sondern auch zur Islamischen Republik Iran pflegen und dort „interkulturelle Einfühlungsseminare“ abhalten, zu deren Teilnehmern auch die Enkeltochter des Revolutionsführers Chomeini, Fershte Tabatabei und dessen Urenkel Emad Tabatabei gehören, wie das einfühlsame Ehepaar in einem Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung selbst stolz berichtete. Abgebildet ist es dort mit Sadegh Tabatabei, ehemaliger iranischer Regierungssprecher und Minister und dessen Ehefrau anlässlich eines privaten Besuches in der Wohnung des „Dialog-Ehepaares“. Doch nicht genug damit: Auf einem Empfang in Teheran übergab der Osnabrücker VHS-Leiter dem damals gerade scheidenden und mild drein lächelnden Präsidenten Khatami das frisch erschienene Buch „Die Kunst des Dialogs – Kreative Kommunikation entdecken“. Entgegen landläufiger Vorurteile über den Iran als fundamentalistisches „Reich des Bösen“, trotz Schleier, Tschador und Scharia sei man in Teheran auf „eine offene, sehr aufmerksame und respektvolle Gesprächsbereitschaft auch über interkulturelle Grenzen hinweg“ gestoßen. Im Rahmen dieser interkulturell-dialogistischen Süßholzraspelei wollte dann auch der beschenkte Khatami nicht nachstehen und versprach, bei seiner nächsten Deutschlandreise auch Osnabrück einen Besuch abzustatten, da von dieser Stadt „so bedeutende Impulse für den internationalen Dialog“ ausgingen.

Schrammte hier die „Friedensstadt“ Osnabrück mit ihren „Dialogübungen am Rande der Schmerzgrenze“ vielleicht nicht einmal mehr am Ruf vorbei, deutsche Hauptstadt des naiven „Dhimmitums“ zu sein, so zeigte sich Frau Sellier über den blauäugigen Verzicht der Osnabrücker Universität schockiert, angesichts der vielfältigen Erfahrungen mit dem globalen islamistischen Terrorismus vor Kooperationen mit islamischen Organisationen Anfragen beim Verfassungsschutz einzuholen. „Vielleicht“ – so argwöhnte sie mit nachvollziehbar polemischer Überspitzung“ – „kommt der nächste Kofferbomber ja aus Osnabrück?“
Nun, Razzien gegen Anhänger des Kalifatstaats und Verhaftungen von Islamisten gab es hier in der Vergangenheit schon einige Male.
Auch ein aus dem Iran stammender Politikwissenschaftler treibt an der Osnabrücker Universität sein Unwesen, der Studentenvertreter bei der Universitätsleitung anschwärzte und verleumdete, weil diese die „Unverfrorenheit“ besaßen, einen Referenten (Matthias Küntzel) zum Thema „Islam(istisch)er Antisemitismus“ einzuladen.

Wurden früher – unter den Bedingungen der sozialliberalen Koalition – Postboten mit DKP-Parteibuch mit Berufsverboten belegt, so gelangen heute kulturrelativistische Menschenrechtsbeuger ungehindert in die höher dotierten Ränge des öffentlichen Dienstes; wie zum Beispiel jene Frankfurter Familienrichterin, deren „Verständnis“ für religiös-kulturell bestimmte Frauenzüchtigung sogar selbst für die die deutschen Berufsmuslime zu viel des ‚guten’ Einfühlungsvermögens war. Immer dann, wenn wieder mal über die multiplen Auswüchse der islamischen Herrschaftskultur zu berichten ist - ein Massaker von Schiiten an Sunniten hier, ein Massaker unter umgekehrten Vorzeichen dort, eine neue antijüdische Brandrede vom iranischen Präsidenten, aggressives Beleidigtsein vor einer westlichen Botschaft, eine Rudelvergewaltigung in einer westlichen Großstadt durch muslimische Machos, Haßpredigten im arabischen Fernsehen, mal wieder eine Entführung im Irak, Jemen oder anderswo in der islamischen Welt, Ehrenmorde hier, Zwangsverheiratung da, Moscheebau dort etc.- setzt reflexartig die mediale Mühle des Zerredens, Desorientierens und gemeingefährlichen Verharmlosen ein. Und das sieht dann exemplarisch etwa so aus:
Peter Voß, als scheidender Intendant des SWR ein Berufsbeschwichtiger von Amts wegen, der in seinem Sender ein „Islamisches Wort“ einführen will und somit natürlich bestens geeignet ist für neutrale Moderation, lädt am 25. März 2007 ein zum Presseclub. Gekommen sind einmal mehr die üblichen Verdächtigen: H. Prantl von der Süddeutschen Zeitung, einer der größten Backenaufbläser wenn es darum geht, die westliche Islamkritik mit dümmlicher Polemik zu verunglimpfen, ohne sich auch nur einmal auf inhaltliche Sachargumente einzulassen. Und natürlich – wie ferngesteuert von der unsichtbaren Hand eines verborgenen Imams im Sendebeirat – Katajun Amirpur, die Unvermeidbare. Das ist jene naseweise Dame, die unter der angedichteten Aura einer angeblichen Islamexpertin (im Grunde dürfte sie wohl nur die höhere Tochter eines iranischen Diplomaten mit viel Sozialkapital sein) das Erhängen von Minderjährigen im Iran an Stelle des Steinigens in der Süddeutschen Zeitung von Herrn Prantl als Humanisierung des Strafvollzugs preisen durfte. Diesmal hatte sie etwas Neues auf Lager: Was im Koran steht und was die Scharia vorschreibt ist doch egal. Da hält sich in der muslimischen Welt doch so wie so niemand dran. Nur die westlichen Islamkritiker und Osama bin Laden nehmen den Koran ernst. Da will ein Prantl natürlich nicht nachstehen und sekundiert – mit noch aufgeblaseneren Backen als ohnehin: Westliche Kritiker können den Koran doch gar nicht interpretieren, geschweige denn kritisieren. (Von ‚Verbalinspiration’ hat dieser Blasebalg natürlich noch nie etwas gehört.) Nachdem sich die Runde, zu der als Randfiguren noch Miriam Lau von der Welt und ein Redakteur von Cicero gehörten, unter der Stichwortgabe von Amirpur noch gemeinschaftlich von Ayan Hirsi Ali und ihrer überzogenen Kritik am Islam distanziert haben, verrät Peter Voß den Zuschauern noch, wovor er, ein medialer Dolmetscher wahrheitswidriger Verharmlosung, wirklich Angst hat: Nein, nicht vor dem ohnehin unausweichlichen islamistischen Terroranschlag demnächst in Deutschland, sondern vor der Reaktion der Einheimischen darauf. Ja, das wäre wirklich eine Katastrophe, wenn vernunftbegabte Nichtmuslime mit einem Mal entdecken würden, dass die Muslime eben nicht allesamt nur arme Opfer seien - Kurnaze halt.


Hartmut Krauss, März 2007








 

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