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Beiträge zur Theorie  










Hanna Behrend

150 Jahre "Kommunistisches Manifest".

Ein Symposium in New Politics (1)

Die in Brooklyn, N.Y. erscheinende sozialistische Zeitschrift New Politics bringt in Nr. 24, vom Winter 1998 eine Sammlung von neunzehn Beiträgen zum oben genannten Jubiläum. Zwar wird der Marxismus in keinem der Aufsätze rundweg als obsolet und verzichtbar abgelehnt, die Bandbreite der Bewertungen ist aber weitaus größer als in ähnlichen deutschen Publikationen. Weitgehende Einmütigkeit besteht unter den AutorInnen, die sämtlich vom Standpunkt einer Kapitalismuskritik argumentieren, über den Charakters der Krise des kapitalistischen Systems, die zur Verschlechterung der Lebenssituation von Millionen Menschen in allen Teilen der Welt geführt habe.

Einige der BeiträgerInnen sehen den Marxismus weiterhin als führenden emanzipatorischen Diskurs an, andere ordnen ihn als einen unter anderen ein. Wieder andere ziehen zwischen den von Marx und Engels entwickelten theoretischen Positionen und deren stalinistischen und poststalinistischen Deformationen keine deutliche Trennlinie und halten den Marxismus für nur noch sehr begrenzt aktuell. Sowohl für die BeiträgerInnen, die eher traditionell marxistische Auffassungen vertreten, als auch für diejenigen, die sich mit postmodernen Positionen identifizieren, ist Theorie ein wichtiges Instrument für die Entwicklung strategischer Überlegungen, um die derzeitigen wirtschaftlichen, politischen oder sozialen Blockaden zu beseitigen und den weiteren Weg der Gesellschaft in die Barbarei zu verhindern.

Die BeiträgerInnen sind UniversitätsprofessorInnen, HerausgeberInnen renommierter politischer und wissenschaftlicher Zeitschriften, PublizistInnen; sie sind WirtschaftswissenschaftlerInnen, HistorikerInnen, MedienwissenschaftlerInnen, einige wenige waren oder sind aktiv in politischen Organisationen tätig.


Der Zusammenbruch der UdSSR habe dem Marxismus als bedeutendem emanzipatorischen Diskurs nicht den Todesstoß versetzt, meint Julius Jacobson, einer der Herausgeber von New Politics, in der Einführung, da doch das Wesen des Stalinismus ein antiemanzipatorischer Antimarxismus gewesen sei. Allerdings befinde sich der Marxismus in einer Krise, für die symptomatisch sei, daß es 150 Jahre nach dem Kommunistischen Manifest (im folgenden KM) kein einziges sozialistisches Land und keine einzige revolutionäre sozialistische Massenbewegung in der Welt gebe.

Die Relevanz des KM sehen einige Beiträge in der zutreffenden Prognose einer vollständig industrialisierten kapitalistischen Welt und in der Analyse der materiellen Faktoren, die das Leben der Menschen bestimmen. Eine Reihe BeiträgerInnen nutzt das Jubiläum, um sich in der Debatte um das Verhältnis von Marxismus und einigen postmodernen Auffassungen zu positionieren. Zu den anti-postmodernen Marxisten gehört John Ehrenberg, Professor für Politologie an der Long-Island-Universität; er sieht die Bedeutung des Manifests in dem darin vorgezeichneten Weg zur sozialen Demokratie, der dazu beitragen könnte, sich kritisch mit der von konservativen Kreisen stimulierten und mit dem Glauben an den Markt einhergehenden Faszination für die Zivilgesellschaft einiger linker amerikanischer Soziologen auseinanderzusetzen. Diese halten lokale und regionale Einheiten für zwangsläufig demokratischer als zentralere und gehen davon aus, daß zivilgesellschaftliche Institutionen sich wie gesamtgesellschaftliche reproduzieren und verstärken würden, da sie ähnlich strukturiert sind wie diese. Der die anti-etatistische Haltung der politischen Rechten kopierende Kommunitarismus romantisiere die kleinstädtisch-ländliche, durch Ortsgebundenheit und Partikularinteressen charakterisierte Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Für ähnlich kritikwürdig hält Ehrenberg den Postmodernismus, weil dieser sich mit seiner Kulturkritik des Kapitalismus, seiner Betrachtung von Identität und Differenz als Schlüsselkategorien des modernen sozialen Lebens und seiner Ablehnung der Geschichte, der Politik, der Aufklärung und all seinen Metaerzählungen subversiv gebe, ohne es zu sein. PostmodernistInnen sähen in der Kultur den Ort, wo die Kämpfe ausgetragen würden. Für diese Richtung habe die Politik keinen Klassencharakter mehr. Isolierte Individuen und eklektisch organisierte Gruppen versuchten nur noch, sich selbst zu definieren. Den traditionellen Linken, die davon ausgehen, daß die Staatsmacht den Markt zügeln müsse, werde vorgeworfen, sie seien einer gefährlichen Illusion aufgesessen, die direkt ins Gulag führe.

Der Politökonom Paul Mattick Jr. hält eine Gesellschaftsreform im Interesse der großen Mehrheit der Bevölkerung auf der Welt für erforderlich und erhofft sich von der internationalen Arbeiterklasse in Zukunft Ideen und Aktionen, die zum "gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung" (KM in M-E, I, 54) führen könnten. Der Publizist Ian Birchall sieht Marx' These, daß alle bisherigen Klassenkämpfe "jedesmal mit einer revolutionären Umwälzung der ganzen Gesellschaft endeten oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen" (KM ebda, 24), heute als bedeutungsvoller denn zu ihrer Entstehungszeit an.

Obwohl sich seit den 1970er Jahren die systemkritischen Kräfte und Bewegungen weithin nicht mehr des Marxismus oder seiner Klassenkampftheorie bedienen, stellen für den Gramsci-Experten Carl Boggs marxistische Themen und Kategorien eine wesentliche Bereicherung der Soziologie, Geschichts- und Wirtschaftswissenschaft, Anthropologie, Stadtplanung und der Medienwissenschaften dar. Die Begründung des Scheiterns revolutionärer Klassenpolitik mit den postfordistischen ökonomischen und sozialen Veränderungen, dem Niedergang des verarbeitenden Sektors und der damit verbundenen Schwächung der Industriearbeiter, mit technischen Umstrukturierungen, dem hegemonialen Einfluß der neuen Medien und der Kulturindustrie, der Ausdehnung der Staats- und bürokratischen Macht und der durch die Globalisierung des Marktes herbeigeführten Liquidität des Kapitals erkläre jedoch nicht die Rolle der ideologischen Hegemonie der herrschenden Klasse als dauerhaftes Element der kulturellen und politischen Landschaft und als ein entscheidendes Hindernis für die Entwicklung von Klassenbewußtsein und den Zusammenschluß der ArbeiterInnen zu einer zusammenhängenden sozialen Kraft, die "Geschichte machen" könnte. Diese Unfähigkeit der Arbeiterklasse kennzeichne das fragwürdigste Feld marxistischer Theorie. Marx' Theorie des Warenfetischismus erhelle, daß die Arbeiter psychologisch im ökonomischen System eingebunden sind. Marx gebe keinen Hinweis darauf, wie sie aus diesem Gefängnis ausbrechen könnten. Das bis einzige "erfolgreiche" Lösungsmodell des Problems des Klassenbewußtseins war die Leninsche Ersetzung des sich selbst befreienden Proletariats durch die organisierte Avantgarde, deren Jakobinertum allerdings nicht zum Sozialismus, sondern zum bürokratischen Zentralismus führte, wie Luxemburg und Pannekoek voraussagten. Auch Gramscis Konzept der Verknüpfung von Eigenaktivität der Klasse mit Avantgardeinitiative habe nicht zu einer brauchbaren alternativen Strategie geführt. Die heutige Kapitalstruktur und die Fragmentierung der Zivilgesellschaft mache diese Theorie völlig obsolet. Das Fehlen einer dialektischen Verbindung zwischen sozialer Zugehörigkeit und Bewußtsein, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Subjekt und Objekt zerstöre die Universalität, die dem Marxismus als Projekt sozialer Transformation eignen müsse.

Der Wirtschaftswissenschaftler und Medienexperte Edward Herman betont die Ambivalenz des Marxismus. Als Pionier der Arbeiterbewegung und Aufklärungsoptimist, der den Zusammenbruch des Kapitalismus und den Beginn einer utopischen klassenlosen Gesellschaft als unmittelbar bevorstehend ansah, sei Marx einem entscheidenden Irrtum unterlegen: Der Kapitalismus war wesentlich lebensfähiger als er voraussah, die "Diktatur des Proletariats" verwandelte sich nicht in ein demokratisches Gemeinwesen und die klassenlose Gesellschaft werde wohl eine Utopie bleiben. Überdauert habe Marx als kompetenter Beobachter und Analytiker des Kapitalismus und dessen Instabilität und Krisenhaftigkeit; seine Zusammenschau des Profit-, Akkumulations- und systemeigenen Strebens des Kapitalismus nach technischem Fortschritt, der politischen Ökonomie und der Makro- und Mikroökonomie, des Mechanismus der Reservearmee, der Abhängigkeit des Staates von der Wirtschaft und der Herrschaft des Kapitals über den rechtlichen und ideologischen Überbau der Gesellschaft stelle ein bisher nicht widerlegtes Denkgebäuder dar. Die marxistische Analyse den Kapitalismus sei transparenter als die Einschätzungen solcher Autoren wie Paul Samuelson, Paul Krugman, Milton Friedman u.a.

Auch der Soziologieprofessor und Publizist James Petras meint, Marx' und Engels' Klassenanalyse habe die Zeit besser überstanden als die der Revisionisten Bernstein und Kautsky oder die Vorstellungen der verschiedenen reformistischen Richtungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Marx sei klar gewesen, daß eine sozialistische Revolution nicht automatisch infolge der durch den Kapitalismus in der Gesellschaft bewirkten wirtschaftlichen Veränderungen ausgelöst würde, sondern der Analyse und Kritik des Kapitalismus und der vielen falschen ideologischen Alternativen, politischer Bildung und Praxis bedarf. Marx' Einsicht in die Grundstrukturen des Kapitals mache das zyklische Wesen des Kapitalismus sichtbar, das, uneingeengt von Klassenorganisation und - bewußtsein der Arbeiter, zur ihm wesenseigenen Profit- und Ausbeutungsmaximierung zurückgekehrt sei und dabei zwei Ausbeutungsmethoden miteinander verknüpft habe: frühere Formen extensiver Ausbeutung (Wiederkehr der Heimarbeit, Zwischenmeisterei, Arbeitszeitverlängerung usw.) und die Einführung von Hochleistungsinformationssystemen. Marx und Engels hätten allerdings die politische Dimension, die sozialen und historischen Bezüge zu stark vereinfacht, die Bedeutung von Tradition und Kultur sowie der Gemeinwesen für die Herausbildung von Klassenbewußtsein vernachlässigt und unkritisch das revolutionäre Potential der Produktivkräfte zelebriert. Als überholt ansehen müsse man auch Marx' und Engels' Auffassung von der revolutionären Rolle der Bourgeoisie und der Entwicklung der Arbeiter zur revolutionären Klasse sowie die Vorstellung, daß die Bourgeoisie durch die Konkurrenz veranlaßt werde, die Produktion zu revolutionieren, daß sie dadurch zugleich die Arbeiter zwingen werde, sich zusammenzuschließen. Der Kapitalismus habe die Herausbildung eines revolutionären Bewußtseins immer wieder untergraben können. Daher bedürfe es einer neuen Theorie des revolutionären Handelns.

Michael Löwy, Forschungsdirektor des Nationalen Zentrums für Wissenschaftliche Forschung in Paris, hält das KM nicht nur für eine Utopie, sondern auch für eine zutreffende Diagnose unserer heutigen Welt. So zwinge die moderne Bourgeoisie über das dichte Netzwerk solcher Institutionen wie des IWF, der Weltbank und der WTO, durch die das Leben der Menschen weltweit nach den Gesetzen des kapitalistischen Marktes kontrolliert, beherrscht und verwaltet werde, "alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde" (KM ebda, 27). Überholt seien Marx' Eurozentrismus, d.h. sein Lob für die Bourgeoisie, die alle Nationen, "selbst die barbarischesten", zivilisiert habe, seine positive Bewertung der Unterwerfung der Natur durch den Menschen , sein Freihandels-Optimismus und sein überzogen ökonomistischer Standpunkt, der ihn glauben ließ, der Antagonismus zwischen den Nationen und Völkern würde schwinden.

Die Bedeutung der Marx'schen Wert-, Arbeits- und Kapitaltheorien sieht Eli Zaretzky, 1969-1976 Herausgeber des Zeitschrift Socialist Revolution, heute Socialist Review, die sich seinerzeit vom "orthodoxen" Marxismus distanzierte, in der Historisierung, Verfremdung und Kontextualisierung des gesellschaftlichen Vorgangs des Austauschs. Marx entdeckte, daß der Übergang von der warenproduzierenden Marktgesellschaft zum Kapitalismus auch den Übergang von der Familie als warenproduzierende Einheit zur Familie als Mittel zur Reproduktion von Arbeitskraft nach sich gezogen habe. Marx habe erkannt, daß die kulturelle Verarmung, der Sinnverlust, der Fetischismus, die Verdinglichung und Objektifizierung, die der Tauschvorgang, die Herausbildung der Klassen und die Ausdehnung des Kapitals zur Folge haben, kulturell interpretiert werden müssen. Da die Grenzen zwischen den einmal relativ autonomen Bereichen der Politik, Kultur und Ökonomie durchlässig geworden sind, müsse das kapitalistische System, das sich heute nicht mehr auf Industrie und Industrieproletariat stütze, als ein Zusammenhang unterschiedlicher Gruppierungen und deren Widersprüchlichkeit vom Standpunkt einer ganzheitlichen Logik ökonomisch-instrumental-rationaler Natur wahrgenommen werden. Daher müssen die Zukunft der Demokratie, die Bedeutung nationaler und anderer Identitäten, von Regierung und Familie, sowie die wesentliche Erfahrung der Moderne, die von Familie und gesellschaftlicher Arbeitsteilung unabhängige Individualität in der flexiblen und doch weitgehend historischen Weise problematisiert werden, in der die Marxisten die Industrialisierung theoretisierten. Der Kapitalismus produziere nicht, wie Marx meinte, überall Verelendung, Depression, Imperialismus und Krieg. Er habe vielmehr vor allem Ungleichheit hervorgebracht. Aber Gleichheit sei ein Wert, dessen Bedeutung gegen andere Werte wie Freiheit und sogar Effizienz abgewogen werden müsse. Im Kapitalismus sei Freiheit Herrschaft über die Umwelt und somit eine Freiheit der Konformität mit dem Markt. Ohne ein Freiheitskonzept, das die Zwänge des Systems infrage stellt und über das System hinausgeht, gehe das eigentliche Wesen der Moderne verloren. Wo nur das Individuum zelebriert wird, drohe das Schöpferische vormodern zu werden und zu einer Verherrlichung des bestehenden Machtsystems zu degenerieren. Ohne Kapitalismuskritik könne über mögliche Alternativen nicht nachgedacht werden. Die Begrenztheit des heutigen liberalen Denkens zeige sich in der Tatsache, daß es außer Kommunitarismus und Multikulturalismus keine weitere Gesellschaftskritik gebe. Ein sinnvolles Leben brauche kollektive Einrichtungen und nicht nur funktionale. Hier müsse zwischen Privateigentum, das fundamental für die Freiheit sei, und Kapitalismus als einer Gesellschaft, in der die sozialen Anliegen der Gesundheit, Bildung und Kultur nur vom Profit bestimmt werden, unterschieden werden.

Paul Robeson Jr., Publizist und Dozent, hält (1) Marx' Definition des Kommunismus und Sozialismus, (2) Marx' Definition des politischen Systems, das nach einer Arbeiterrevolution den Kapitalismus überwinden soll und (3) die grundlegende Ablehnung der "Sozialismus" genannten utopischen Visionen. durch Marx und Engels für Ursachen der lähmenden ideologischen Konfusion unter den Linken. Für Marx und Engels sei der "Sozialismus" eine bürgerliche Bewegung gewesen im Gegensatz zum Kommunismus, den sie als eine Arbeiterbefreiungsbewegung betrachteten. Heute müsse das, was gemeinhin Sozialismus genannt wird, und damit auch das meiste, was Lenin verfaßte, aufgegeben werden. Das KM sei insofern ein Wendepunkt in der Geschichte des Kommunismus, weil es für den Übergang zur ersten Phase des Kommunismus Arbeitermacht statt Regierungsmacht forderte. Die Marxsche Definition des Staates als "das als herrschende Klasse organisierte Proletariat" sei mit dem Leninschen Prinzip der Herrschaft einer Arbeiterpartei unvereinbar. Auch hätten Marx und Engels unter der Diktatur des Proletariats die verfassungsgemäße Diktatur einer parlamentarischen Mehrheit der Arbeiter verstanden, d.h. eine Diktatur im Sinne der uneingeschränkten Herrschaft der Mehrheit. Deren Schwäche sei zwar das Fehlen dauerhafter Garantien für die Rechte der Individuen und Minderheiten, aber auch eine derartige Diktatur habe wenig Ähnlichkeiten mit einer Einparteien- oder gar einer ein-Mann-Diktatur. Marx und Engels hätten (1)Die politische Herrschaft der Arbeiter als Klasse und nicht durch eine Arbeiterpartei und (2) die Bezahlung der Arbeiter für ihre Arbeitskraft und nicht für den Warenwert ihrer Arbeit gefordert. In der Revolution von 1917 in Rußland seien weder Marx' erste Phase des Kommunismus, noch das, was damals Sozialismus genannt wurde, zu erreichen gewesen, sondern nur eine Koalitionsregierung von Arbeitern und Bauern auf der Basis freier Wahlen mit der Möglichkeit, daß die Bolschewiki, wenn sie die Wahlen verloren, zum Juniorpartner der Koalition geworden wären. Die Geschichte habe gezeigt, daß jeder Versuch, den Prozeß der Sozialdemokratisierung (bzw. des demokratischen Sozialismus) als Grundvoraussetzung für eine kommunistische Revolution zu umgehen oder abzukürzen, zum Scheitern verurteilt sei.

Wie die meisten der BeiträgerInnen sieht auch der Publizist Loren Goldner aus Cambridge, MA, den Stalinismus in der UdSSR als ein ebenso konterrevolutionäres System wie Nazi-Deutschland an. Er macht die gescheiterten welthistorischen Aufstände der klassischen Arbeiterbewegung zwischen 1917 und 1921 mit ihren Höhepunkten in Rußland und Deutschland für beide Phänomene verantwortlich und erklärt, daß durch etatistische Strategien, die das Wesen sowohl von Roosevelts New Deal, als auch der Herrschaft Stalins und Hitlers prägten, die Ruhigstellung der Arbeiterklasse gewährleistet und alle Massenbewegungen vereinnahmt wurden, versagten oder versickerten, weshalb es seither nichts vergleichbares an Massenaktivität gegeben habe. Nach 1945 entstand vorübergehend ein solcher Etatismus auch in Afrika und Asien (Nkruhmah, Nehru, Sukarno etc.). Diese Strategien gingen u.a. auf Lassalle zurück. Das sozialdemokratische Zeitalter, das sich von 1875 bis 1975 auf diese etatistische Strategie gestützt habe, sei nun jedoch endgültig zu Ende. Der globale Kapitalismus habe dafür keine Verwendung mehr. Die sozialdemagogische Politik der Blairs, Jospins, Prodis etc.führe lediglich zur Aufwertung der rassistischen Rechtsextremen, die zuweilen als einzige Gruppierung der in den letzten 25 Jahren angestauten Wut der Arbeiterklasse gegen die stillschweigenden oder auch offenen großen Koalitionen der offiziellen Rechten und Linken Ausdruck zu verleihen scheint. Die kolossale Niederlage dieses Etatismus enthülle aber, daß die Machtergreifung durch eine Arbeiterpartei, die Verstaatlichung der Produktionsmittel oder sogar die Kontrolle der Produktion durch die Arbeiter zum Scheitern verurteilt seien, wenn sie nicht einhergehen mit der Abschaffung des (Waren)Werts, der Lohnarbeit (der Arbeitskraft als Ware) und des Weltmarkts, eine Aktion, die der Autor als das Wesentliche des marxistischen Reformprojekts ansieht. Eine neue Massenerhebung gegen das System sei möglich, da die Alternative Sozialismus oder Barbarei sei.

Der Herausgeber der Workers' Library, Sean Matgamna, charakterisiert die Strategie der Bolschewiki als gewaltfreie allmähliche Reorganissation der Gesellschaft im Interesse der Lohnarbeiter und armen Bauern; sie konnten zwar die Massen der Arbeiter und Bauern gegen Bourgeoisie und Gutsbesitzer mobilisieren, aber im Bürger- und Interventionskrieg waren sie durch die Umstände gezwungen, ihr demokratisch-sozialistisches und räte-sozialistisches Programm aufzugeben. Die für den Stalinismus charakteristische immense Konzentration von Staatsmacht, der Gewaltmarsch zu industriellem Wachstum, bei dem das Proletariat und das ganze Volk in einem eisernen Griff von Terror und Ausbeutung gehalten wurden, sei die Folge des Kampfes ums Überleben gewesen. Um die Macht zu erhalten, um konterrevolutionäre Massaker zu verhindern, schufen die Bolschewiki Schritt für Schritt ein Einparteienmonopol. Die herrschende Partei wurde zu einer privilegierten Elite, die allmählich einen ihren Interessen entsprechenden "Marxismus" als einer als der siegreiche Bolschewismus auftretende, durch die Staatsmacht legitimierten scholastischen Ideologie entwickelte. Der Stalinismus beweise nicht, daß nur eine freie Marktwirtschaft eine sichere Basis für Demokratie ist und staatliche Kontrolle die Demokratie vernichtet. Matgamna identifiziert sich mit der Forderung im Kommunistischen Manifest, die herrschende Arbeiterklasse müsse, um den Kampf für Demokratie zu gewinnen, alle Produktionsmittel in den Händen des Staates, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats konzentrieren.

Dagegen gehört die italienische Journalistin, ehemalige Parlamentarierin und Begründerin der Manifesto-Gruppe Luciana Castellina zu denjenigen, die die Richtigkeit der Marxschen Auffassung bezweifeln, daß die Arbeiterklasse der Totengräber des Kapitalismus sein würde. Der Kapitalismus werde sich allerdings auch nicht nur aus der in ihm innewohnenden Veränderungspotenz , die sie - wie Goldner - in seinen Widersprüchen, die mit dem Markt, dem Profit und dem Privateigentum zu tun haben, sieht, ohne AkteurInnen überwinden lassen. Diese werden von ihr nicht näher bestimmt.

Die Philosophieprofessorin Nancy Holmstron von der Rutgers Universität in Newark polemisiert gegen die Theorie des "Marktsozialismus". Diese Reformideologie sei in den späten 1970er und Anfang der 1980er Jahre besonders bei osteuropäischen Reformern sehr populär gewesen. Diese hätten das Kernkonzept der marxistischen Theorie, das die Produktionsweise betrifft, nicht verstanden. Die Rolle des Marktes könne nicht losgelöst von der direkten demokratischen Kontrolle des Staates durch die Arbeiterklasse und der sozialistischen Zielstellung der Gesellschaft gesehen werden. Der Markt dürfe nicht zum alleinigen Regulativ der Wirtschaft werden. Die Beziehungen zwischen Markt und demokratischer Planwirtschaft müßten allerdings noch genauer untersucht werden.

Der Soziologe und Historiker Murray Bookchin greift ebenfalls Marx' und Engels' These kritisch auf, daß sich das Proletariat nach dem Sieg über die Bourgeoisie als herrschende Klasse, als Staat organisieren werde. In Auseinandersetzung mit der These des Anarchisten Bakunin, daß jedes repräsentative Herrschaftssystem tendenziell zur Verselbständigung von etatistischen Machtinteressen bis hin zu einer schlimmeren als der bürgerlichen Diktatur führen würde, hätten Marx und Engels erst nach der Pariser Kommune Vorstellungen von der revolutionären Diktatur des Proletariats als einem modifiziert zentralistischen republikanischen System entwickelt, dem die Vorstellung des als herrschende Klasse organisierten Proletariats in keiner Weise entsprach. In seiner Weigerung, sozioanarchistische Überlegungen einzubeziehen, liege ein tragisches Versäumnis des Marxismus. Das Problem, wie eine Klasse und noch mehr die Masse des Volkes als Klasse bzw. als Volk die Macht übernehmen könnte, blieb ungelöst.

Zu denjenigen, die den von ihnen mit Auffassungen der stalinistischen und poststalinistischen Epigonen gleichgesetzten Marxismus nicht als Weltanschauung, Geschichtstheorie und als Rechtfertigung einer politischen Strategie und Taktik anerkennen, gehört der Journalist Michael Albert, der ein Forum im Z-Net des Z Magazine moderiert. Trotz seiner sonst vernichtenden Kritik am Marxismus hält er Marx' Erkenntnis, daß das Privateigentum an den Produktionsmitteln unweigerlich zu Entfremdung und Ausbeutung führe und eine menschengerechte Wirtschaft die Abschaffung der Distribution über den Markt erfordere, auch heute noch für wesentlich.

Der kanadische Universitätsprofessor und Sozialist David McNally lehnt die postmoderne Bewertung der großen wirtschaftlichen und technischen Veränderungen unserer Zeit ab. Entgegen Beaudrillards und Jacques Derridas Auffassungen vom Zeitalter virtueller Wirtschaft, in dem sich das Kapital von der Produktion gelöst habe und nur noch von Währung zu Währung, von Börse zu Börse eile, seien wir keineswegs an das Ende der Wirklichkeit, der Produktion und der politischen Ökonomie gekommen. Im III. Band des Kapital war Marx bereits zu folgender Erkenntnis gelangt: "Das Kapital erscheint als mysteriöse und selbstschöpferische Quelle des Zinses, seiner eigenen Vermehrung. ... Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und es trägt in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. ... Hier ist die Fetischgestalt des Kapitals und die Vorstellung vom Kapitalfetisch fertig. (Kapital III, 427f)". Marx führt diesen Fetischismus zurück zur praktischen materiellen menschlichen Aktivität. Das sei keineswegs mit dem Reduktionismus des stalinistischen "Marxismus" gleichzusetzen. Auch die postmoderne Behauptung, wir lebten in einer Zeit der Miniaturisierung, Telesteuerung und Mikroverarbeitung von Zeit, Körpern und Lust, in der unser Körper überflüssig geworden zu sein scheint und sich alles auf das Gehirn und die genetischen Kodes konzentriere, sei mit der Tatsache nicht vereinbar, daß die Mehrheit der in Silicon Valley Tätigen nicht SystemanalytikerInnen, ProgrammiererInnen oder ElektronikerInnen, sondern unterbezahlte HandarbeiterInnen seien, die in nachteiliger geschlechtlicher Arbeitsteilung 50-60 Wochenstunden Heimarbeit für 100 Dollar leisten müssen. Während der Postmodernismus alle antikapitalistischen Befreiungsbewegungen ablehne, konzentriere sich der Marxismus auf Arbeits- und Klassenerfahrungen und befördere emanzipatorische Vorhaben, die sich auf die Selbstorganisation der Arbeiterklasse stützen.

Zu den Anti-Postmodernen gehören auch Roslyn Wallach Bologh, feministische Professorin der Soziologie in New York, und der Soziologie-Promovend Leonard Mell. Im postmodernen akademischen Diskurs stellen sie fünf Schlüsselpositionen fest: (1) Das Primat der Begriffe Herrschaft, Macht, Unterdrückung; (2) die Betonung der Anerkennung von Identität und kultureller Repräsentation; (3) die Bewertung aller Erkenntnisse und der Wissenschaft als positivistisch, empirizistisch, objektivistisch, patriarchal, eurozentrisch, als einen Diskurs, der sich aus Repräsentation und instabilen Zeichen aufbaue; (4) die Forderung nach mehr realer Demokratie, in der alle Stimmen zugelassen werden, ebenso wie basisdemokratische, gemeinwesenorientierte Initiativen und kleine Produktionskooperativen; (5) Betonung der Umverteilung, um soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zu überwinden. Ohne eine inspirierende, substantielle, universalisierende Idee, mit der man sich identifizieren und die man zur Grundlage von Forderungen, für die man kämpfen könnte, machen kann, würde aber jede Bewegung nur zu einer hobbesianischen Welt gegenseitigen Mißtrauens, eines Krieges aller gegen alle, der nur mit dem Tode enden würde, führen. Die Abkehr von der Produktion und Aufwertung von Herrschaft und Kulturpolitik habe zum Identitätsverlust der Linken geführt, der ihr Wesen verwässere. Gestützt auf die Kritik der Frankfurter Schule an der instrumentalen Vernunft, habe die Linke die Tradition der Vernunft gänzlich aufgegeben, sie als eine Maske der Herrschaft angesehen und sich dabei selbst den Boden unter den Füßen weggezogen. Dieser Verzicht lasse nur den Markt als Regulativ für Produktion und Austausch übrig. Marx' Aussagen zur Absurdität von Überproduktionskrisen im Kapitalismus seien hochaktuell, denn die Finanzkrisen, die Schrumpfung der Wirtschaft, die wachsende wirtschaftliche Polarisation ließen sich nur mittels einer demokratischen Steuerung des Kredits überwinden. Die Linken dagegen nähmen eine subjektive, moralisierende Haltung ein, betonten die Notwendigkeit der Umverteilung und einen platten Antikapitalismus, der sich gegen universale Macht und Machtgier wende, aber keine überzeugende Analyse der Wirtschaftskrise und keine alternative Theorie zu ihrer Lösung biete. Sie forderten nicht die wesentliche Erweiterung der Produktion, um gerechter verteilen und ökologischer herstellen zu können. Die Kritik der Linken sollte sich gegen die Gefahr richten, daß Milliarden Dollars Kredit an nichtrational geplante Projekte, spekulative Investitionen in fiktive Kapital- und Währungsentwertung gehen und dadurch Finanzzusammenbrüche schutzloser Nationen und globalen wirtschaftlichen Niedergang auslösen. Bereits Marx habe in seiner Kritik des Gothaer Programms diese Umverteilungsethik kritisiert. Die Akzeptanz der Argumentation vom Ende der Arbeitsgesellschaft spiegle den Verlust der Produktionsethik und einer rationalen Denkweise durch die Linke wider. So bleibe der Linken nur eine Philosophie des Mangels, deren logische Konsequenz der Malthusianismus sei. Benötigt werde eine humanistische Identität, die sich auf die Schaffung einer Gesellschaft und Kultur orientiert, die bewußt die menschliche soziale, wirtschaftliche, wissenschaftiche und technische Entwicklung fördert, eine Identität mit einer Mission. Ohne diese würden die Unterprivilegierten auf ihre statische "Identität" zurückgeworfen und ihnen bliebe schließlich nur die reaktionäre Politik der Privilegierten, die die minimalen Privilegien, die sie besitzen, gegen andere zu verteidigen bzw. sie auf Kosten anderer zu erweitern suchen, ein Nullsummenspiel mit gefährlichen Implikationen. Das bewiesen die derzeit 35 Kriege weltweit, die alle um irgendeine Identität innerhalb einer Nation oder zwischen Nationen geführt werden.

Politologieprofessorin Nancy Fraser von der Fachhochschule für Sozialforschungen, Mitherausgeberin der Zeitschrift Constellations: An International Journal of Critical and Democratic Theory widerspricht dieser Auffassung und fordert ein neues Konzept der Konstruktion von sozialer Identität und Gruppenbildung. Für sie ist der Marxismus zwar nicht mehr der dominante Diskurs einer oppositionellen Politik in der kapitalistischen Gesellschaft und auch kein geschlossenes theoretisches System, das die Dynamik, Krisentendenzen und Konfliktpotentiale dieser Gesellschaft erkläre; er sei aber immer noch eine anderen gleichwertige kritische Denkoption. Der Marxismus müsse transformiert und integriert werden, damit kritische Theorien nicht in vormarxistische Denkweisen zurückfielen. Der poststrukturalistische Diskurs müsse sich andererseits den vom Marxismus inspirierten Positionen zu makrosoziologischen Strukturen, zur politischen Ökonomie und zur Analyse der Institutionen öffnen, die feministischen Theorien und die kritischen Analysen von Rasse und Ethnizität müßten die Klassendynamik und die globalen politisch-ökonomischen Prozesse mit einbeziehen, die großen Einfluß auf die Geschlechterverhältnisse und die ethnische Ungleichheit haben. Die unhaltbare Auffassung, daß auf irgendeine Weise kollektive soziale Identitäten aus der strukturellen Stellung der sozialen AkteurInnen entstehen, müsse aufgegeben werden. Identität werde kulturell, außerhalb struktureller Determiniertheit konstruiert. Postmarxistische Forschung werde daher der Kulturwissenschaft und den Diskursen sowie den wirklich bedeutsamen Bewegungen breiten Raum bieten, das Primat der Klassen über die Geschlechter- und ethnische Frage aufgeben und deren Gleichwertigkeit anerkennen müssen. Der Marxismus ging davon aus, daß die fundamentale Ungerechtigkeit der kapitalistischen Gesellschaft die Ausbeutung sei. Heute sind jedoch zahlreiche aktive Gruppierungen der Meinung, daß die kulturelle Vernachlässigung ihrer Gruppenidentität die fundamentale Ungerechtigkeit der Gesellschaft darstelle.

Für eine Synthese von Marxismus und Postmodernismus engagiert sich auch die an der Universität von Kalifornien im Bereich Geschichte des Bewußtseins tätige Barbara Epstein. Sie geht davon aus, daß die enormen Veränderungen seit Marx' Lebenszeit entsprechende Veränderungen der Theorie nach sich ziehen müssen. Der marxistische Strukturalismus und Poststrukturalismus, Richtungen, die sich nicht mit dem Antimarxismus dieser aus Frankreich stammenden Denkrichtungen identifizierten, hielten auch den Antiexistentialismus Ernesto Laclaus und Chantal Mouffes und die Ablehnung des marxistischen Humanismus, den diese mit Sartres Verortung des Menschen im Zentrum der Philosophie und Politik gleichsetzten, für keine geeignete intellektuelle Grundlage linker Politik. Laclau und Mouffe meinten, Marx' Auffassung von der führenden Rolle der Arbeiterklasse beim Aufbau des Sozialismus sei existentialistisch und mitverantwortlich für die Deformation des Marxismus. Politische Identität und Status seien nicht das Ergebnis ökonomischer Kräfte, sondern die diskursiven Folgen politischer Praxen und Konflikte. Laclau und Mouffe plädierten für eine radikaldemokratische Politik auf der Grundlage der gründlich überarbeiteten Hegemonie-Konzeption von Gramsci, dem nicht gänzlich von existentialistischen Überlegungen freien Vorläufer des Antiexistentialismus. Ein rigider Antiexistentialismus als entscheidende Kriterium einer Philosophie - so Epstein - beeinträchtige jedoch deren kritisches Interesse an der Realität und könne leicht dogmatisch werden. Oder es bliebe, wie in Gibson-Grahams feministischer Kritik der Politischen Ökonomie, unklar, ob der Kapitalismus selbst oder den Diskurs über ihn gemeint sei. Die kapitalistische Produktion werde von Gibson-Graham als nur eine der in der Gesellschaft möglichen ökonomischen Praxen angesehen, nicht als integrales System, das sich andere, nichtkapitalistische Formen wie Selbstbeschäftigung und Hauswirtschaft unterordne.

Danach wäre die amerikanische Wirtschaft nicht mehr kapitalistisch, sondern der Austragungsort verschiedener ökonomischer Praxen, von denen keine mehr Möglichkeit habe, die Gesellschaft zu gestalten als jede andere. Die neue Identitätspolitik, die gegen den Ausschluß verschiedener Gruppen vom weißen, mittelständischen Leben in den USA, d.h. von relativer Prosperität, sowie von der privatisierten Kernfamilie polemisiert, legitimiere den Kapitalismus, indem sie das (männliche) bürgerliche Ideal zum Maßstab nehme. Im Ergebnis werde das Gefühl der Ohnmacht in ein Gefühl moralischer Überlegenheit umgefälscht. Die derzeitigen geistigen Tendenzen verfestigten die Systemanpassung , indem sie präzisen Zielstellungen mit Skepsis begegnen. Der Verzicht auf antiexistentialistische Leitprinzipien linker Gesellschaftsanalyse würde den sozialistischen Humanismus, aber nicht zwangsläufig das obsolete Modell des männlichen mittelständischen, patriarchalen Menschen, das die westliche Aufklärung als das einzige gelten ließ, wiederbeleben.

© Hanna Behrend, Berlin 1998





(1) New Politcs, 328 Clinton Street, Brooklyn N.Y. 11231 USA









 

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